Rheinisches Derby ein „Hochsicherheitsspiel“

Borussia Mönchengladbach und der 1.FC Köln rufen ihre Anhänger zur Fairness auf.

Mönchengladbach. Michael Meier stimmte sein Loblied auf die Fans des 1.FC Köln aus gutem Grund an. Vor dem Spiel gegen den FSV Mainz 05 war der Manager des Fußball-Bundesligisten mit Mikrofon in die Fankurve marschiert. "Ich verneige mich vor euch", sagte Meier demütig und lobte die Anhänger für ihr gebührliches Betragen bei den Kölner Auswärtsspielen in München und Stuttgart. Nicht allerdings, ohne eine Bitte hinterher zu schieben: "Verhaltet Euch bitte auch am Samstag in Mönchengladbach so, wie es die Fairness gebietet."

Die Angst geht um, dass es beim Rheinderby erneut zu heftigen Ausschreitungen zwischen den rivalisierenden Fangruppen kommen könnte. Meier selbst und der Kölner Co-Trainer Ümit Özat werden sich zusammen mit den Fans gen Mönchengladbach aufmachen. Der Manager will deeskalierend wirken. "Das soll ein Beitrag dazu sein, dass wir die Dinge, die von einer Minderheit kommen, ernst nehmen", sagte Meier gestern auf einer Pressekonferenz im Gladbacher Borussia-Park - einer konzertierten Aktion der rheinischen Rivalen.

Denn die Gewaltbereitschaft und Zerstörungswut der Fangruppen - seit jeher in Abneigung tief verbunden - hat in den vergangenen zwei Jahren zugenommen. Als sich die beiden Traditionsclubs im April 2008 in der 2.Liga gegenüber standen, sorgte der in die Derby-Geschichte eingegangene "Fahnenklau" unter den Anhängern für so viel Zündstoff, dass er bis in die Gegenwart wirkt. Kölner Anhänger hatten ein Stofftuch aus gestohlenen Mönchengladbacher Fanprojektfahnen im eigenen Fanblock provokativ zerrissen, aus dem Mönchengladbacher Block flogen hernach Leuchtraketen auf das Feld.

Auch beim Wiedersehen in der 1. Liga wirkte das nach: Beim Kölner 2:1-Sieg in Mönchengladbach flogen Flaschen, Rauchbomben, Steine und Knallkörper, 200 FC-Fans suchten, das Borussen-Fanhaus zu stürmen, nachdem die Kölner Shuttle-Busse auf der Aachener Straße von Gladbacher Hooligans mit Leuchtraketen beschossen worden waren.

Das Spiel am Samstag wird laut Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers als "Hochsicherheitsspiel mit massiv gesteigertem Polizeiaufgebot" behandelt. Intensive Einlasskontrollen und Alkoholverbot im Stadion sind selbstverständlich, darüber hinaus hat die Polizei Hunderte als gewaltbereit eingestufte Fans postalisch informiert, wo sie sich am Spieltag nicht aufhalten dürfen. "Lasst uns zurückkehren zu einem Derby mit aller sportlichen Rivalität", sagte Schippers gestern, "aber ohne Hass und Gewalt." Die Bewährungsprobe steht unmittelbar bevor.

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