FC Barcelona - Bayern München CL-Halbfinale: Ter Stegens wichtigste Aufgabe

Marc André ter Stegen steht mit Barcelona im CL-Halbfinale gegen Bayern am Mittwoch vor seiner größten Herausforderung.

Marc André ter Stegen steht mit Barcelona im CL-Halbfinale gegen Bayern am Mittwoch vor seiner größten Herausforderung.

Marc André ter Stegen steht mit Barcelona im CL-Halbfinale gegen Bayern am Mittwoch vor seiner größten Herausforderung.

Foto: Josep Lago

Barcelona. Jetzt verdichtet sich alles auf einen Moment, aber das ist wahrscheinlich auch eine ziemlich deutsche Wahrnehmung. Weil er aus dem Blickfeld des alltäglichen Bundesliga-Wahnsinns entschwunden ist, seit er nach der vergangenen Saison Borussia Mönchengladbach verlassen hat: Aber Marc-André ter Stegen, 1992 in Mönchengladbach geboren, spielt beim FC Barcelona, dem vielleicht besten Fußball-Verein der Welt. Als Torwart. Das ist Reiz, Belastung und Lust zugleich. Und alles kommt am Mittwoch zusammen, auf dem vorläufigen Höhepunkt: Barcelona gegen den FC Bayern (20.45 Uhr/ZDF), Champions League-Halbfinale.

Duelle in Vielzahl, und immer ist einer der Kontrahenten Marc-André ter Stegen: Ter Stegen gegen den weltbesten Torwart Manuel Neuer im direkten Duell. Ter Stegen gegen die letzten Vorurteile, die hierzulande Gewicht erhielten, als er in der Nationalmannschaft patzte. In seinen drei Spielen hagelte es zwölf teils kuriose Gegentore: 3:5 gegen die Schweiz, 1:3 gegen Argentinien und 3:4 gegen die USA. Bisweilen war ter Stegen da kaum wiederzuerkennen.

Ter Stegen spielt aber auch gegen Claudio Bravo, der sein Konkurrent beim spanischen Weltclub ist. Den 32 Jahre alten Chilenen setzt Trainer Luis Enrique durchgängig in der Meisterschaft ein, sein 23 Jahre alter Konkurrent aus Deutschland darf alle Spiele in der Königsklasse und im spanischen Pokal bestreiten. Wohlgemerkt: In beiden Wettbewerben ist noch der Titel drin. Wie auch in Bravos Meisterwettbewerb. „Vier Hände halten das Barça-Tor sauber“, schrieb die Zeitung „El Periódico de Catalunya“.

Und zuletzt ist es auch das Duell ter Stegen gegen den Leverkusener Torwart Bernd Leno. Zwei, die sich nicht mögen, die seit Jugendzeiten immer wieder um nur einen Job rangen. Jetzt fechten sie den Platz im Tor der deutschen U 21-Nationalmannschaft aus, die nach dieser Saison die Europameisterschaft in Tschechien spielt (17. bis 30. Juni). Und U 21-Trainer Horst Hrubesch schaut drauf. „ Die Spiele gegen Bayern werden auch für Marc Highlights sein“, sagt er. Und reichlich Druck für den 1,89 Meter großen Torwart, könnte man hinzufügen.

Nervenspiel und Chance. Rückschritt oder Karrieresprung? Beides ist möglich, auch wenn jene, die Verantwortung für Entwicklungen tragen, selten einzelne Spielen zur Entscheidungsgrundlage machen. Bundestrainer Joachim Löw wird im Herbst die Hierarchie im A-Team hinter dem unantastbaren Neuer im Hinblick auf die EM 2016 in Frankreich neu sortieren. Bei der WM in Brasilien wurden Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler Weltmeister. Ter Stegen und Leno sind auf dem Sprung, beide abzulösen. Zumal Löw und sein Torwarttrainer Andreas Köpke ´den Mönchengladbacher grundsätzlich schätzen. „Von all unseren tollen Torhütern ist er derjenige, der unserer Philosophie am nächsten kommt“, sagte Köpke der „Süddeutschen Zeitung“.

Da ist viel Wertschätzung, die ter Stegen sich nur selbst zerstören kann. Dabei hat er Nervenstärke außerhalb der DFB-Elf bewiesen. In Mönchengladbach unter seinem Förderer Lucien Favre ohnehin. Aber auch in Barcelona, das seine Fähigkeiten lange beobachtet und dann für 12 Millionen Euro Ablöse zugeschlagen hat - mit einer Ausstiegsklausel bei 80 Millionen Euro. Ein beidfüßiger Torwart, ein elfter Feldspieler. „Marc ist jung, aber schon so komplett. Der perfekte Torwart für die Spielweise, die Barcelona hat“, lobt Enrique. Auch auf der Linie ist er herausragend, niemand geht so sehr in die Knie, um allzeit zum gewaltigen Absprung oder zur schnellen Fußabwehr bereit zu sein. In zehn Champions-League-Spielen hat er nur sieben Tore zugelassen, fünfmal spielte er zu Null. Ter Stegen hat eigentlich keine Anlaufzeit benötigt , allein das ist eine herausragende Leistung. Mehr Druck braucht er trotzdem nicht, Interview-Anfragen wehrte er in diesen Tagen ab. Nicht sprechen, Taten. Zeit für die nächsten Schritte. Rund 100 Meter entfernt von Manuel Neuer.

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