Voronin schockt Gladbach

Das späte Tor des Ukrainers kostet den VfL einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf.

Leverkusen. Zu keinem Zeitpunkt dieser Saison passte der Slogan der Gladbacher Vereinskampagne "Ein Team" so sehr wie gestern, kurz nach dem Schlusspfiff in der Leverkusener BayArena. Alle waren schockiert nach Andrej Voronins glücklichem Siegtor in der Nachspielzeit. Spieler, Trainer, Fans. Ein Tor, das den Borussen in seiner Art und zum Zeitpunkt, als es gefallen ist, das Genick brechen kann.

Borussias Manndecker Steve Gohouri war der einzige, der seinen Frust nach dem Spiel offen zeigte. Mit geballter Faust verging sich der kantige Innenverteidiger an diversen Türen im Kabinentrakt der BayArena und gab verbal wenig Jugendfreies von sich. Mit großem Einsatz und defensiv gut organisiert hatte sich die Mannschaft gewehrt, kam selbst zu einigen Chancen. Nach einer guten Stunde erzielte sie sogar ein Tor, dem Schiedsrichter Stark aber die Anerkennung verweigerte. "Was soll man dazu noch sagen?" echauffierte sich Marcell Jansen. "Insua steht bestimmt drei Meter nicht im Abseits, und der Schiedsrichter sieht es nicht."

Für Jos Luhukay war das nicht gegebene Tor ein Knackpunkt: "Die 1:0-Führung wäre ein großer Vorteil für uns gewesen. Wie das Spiel gelaufen ist, ist unglaublich bitter. Die Mannschaft hat mehr verdient."

Wie schon im letzten Auswärtsspiel in Wolfsburg gelang es den Gladbachern nicht, den großen Aufwand in Punkte umzumünzen. Die Luft wird bei fünf Punkten Rückstand auf Platz 15 immer dünner, der Abstieg in die zweite Liga ist aufgrund der starken Konkurrenz im Tabellenkeller kaum noch zu vermeiden.

Michael Delura, zur Pause mit einer Knieverletzung ausgewechselt, versuchte nach dem Spiel, Optimismus zu verbreiten: "Hätte Insuas Tor gezählt, hätten wir den Platz als Sieger verlassen. Wir haben sicheren Kombinations-Fußball nach vorne gespielt und hinten nicht viel zugelassen. So wie wir heute muss man gegen Leverkusen erst einmal dagegenhalten."

Borussia: Keller (3+) - Bögelund (2-), Gohouri (4+), Zé Antonio (3), Jansen (3-) - Kluge (3+, ab 90. Kahe), El Fakiri (2) - D. Degen (4-, ab 80. Degen) - Delura (4+, ab 46. Svard 4) - Rafael (4+), Insua (4+)

Tor: 1:0 Voronin (90. + 2, Linksschuss, Vorarbeit Rolfes)

Zuschauer: 22 500 (ausverkauft)

Aachen, Wolfsburg und Mainz sind schon fast davongeeilt, der Hamburger SV ist konstant stabil, Frankfurt gewinnt gegen die Bayern, Cottbus glänzt auswärts ein ums andere Mal und punktet nach Herzenslust, - ohne die "Big Points" kommt man in der Liga keinen Schritt voran. Aber wo bleiben sie? Mit einem Sieg gestern in Leverkusen wäre Borussia Mönchengladbach fast auf Augenhöhe mit dem rettenden Platz 15 gewesen. Doch das Vorhaben misslang. Wieder mal. Diesmal war es unglücklich, bitter, fast brutal, Ein Punkt schien greifbar nahe, als ausgerechnet der Ex-Borusse Voronin wie aus dem Nichts traf.

Wenn die Gladbacher auf des Gegners Platz auch in Zukunft weiter leer ausgehen, rückt der zweite Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus nach 1999 immer näher. Mit jedem Ligaspiel weniger schwinden auch die Chancen, und es gibt nur noch derer acht. Frankfurt, Schalke, Hamburg, Hannover, Stuttgart, Bayern, Mainz, Bochum. Quo vadis, Borussia?

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