Brücken zwischen den Zeiten

Dokumentation: Ein Schüleraustausch zwischen Gladbach und ukrainischen Städten ist ein Herzenswunsch des ehemaligen Kriegsgefangenen Richard Schultz.

Mönchengladbach. "Ich möchte, dass die jungen Leute sich nichts vorgaukeln lassen. Glaubt nicht den Rattenfängern - Krieg ist immer etwas furchtbar Grausames", sagt Richard Schultz. "Mir haben zwei Diktatoren - Hitler und Stalin - meine Jugend gestohlen. So etwas darf nicht wieder geschehen." Der heute 78-jährige Mönchengladbacher war als 15-Jähriger in polnischer und russischer Kriegsgefangenschaft. Gemeinsam mit dem jungen Deutsch-Ukrainer Danylo Cherkashenko hat sich Richard Schultz auf eine Reise an die wichtigsten Stätten seiner kriegsgeprägten Jugend gemacht.

Daraus ist eine filmische Dokumentation entstanden. Richard Schultz stammt aus Briesen in Westpreußen und wurde beim Einmarsch der Roten Armee in seinem Dorf, obwohl erst 15 Jahre alt, gefangen genommen und in verschiedenen Lagern inhaftiert. Die Zeit in polnischer Gefangenschaft sei die Hölle gewesen. Aber an die Lager in der Ukraine habe er durchaus auch positive Erinnerungen, erzählt Richard Schultz. "Die Zivilbevölkerung war ganz anders als die Soldaten: Die Frauen haben uns etwas zu essen zugesteckt, die Bergleute ihre Mahlzeiten mit uns geteilt", erinnert sich der ehemalige Kriegsgefangene, "und dass, obwohl sie selbst nicht viel hatten."

Zwei Wochen lang ist Richard Schultz auf den Spuren der Vergangenheit gereist: von Düsseldorf über Posen bis ins Donezgebiet in der Ukraine. Auf seiner Reise an die Orte der Vergangenheit hat Schultz viele Begegnungen mit Jugendlichen in Polen und der Ukraine gehabt, hat in dortigen Schulen von seinen Erfahrungen erzählt und ist überall auf großes Interesse gestoßen.

Danylo Cherkashenko hat die Reise filmisch dokumentiert. Der junge Mann aus der Ukraine lebt seit neun Jahren in Deutschland und studiert Design mit Fachrichtung Kamera an der Fachhochschule Dortmund. Die Dokumentation "Grischka" (so wurde Schultz in der Ukraine genannt) ist seine Diplomarbeit. Der fertige Film, wünscht sich Schultz, sollte an Gladbacher Schulen gezeigt werden. "Meine Generation stirbt aus", meint er, "aber unsere Erfahrungen müssen wir weitergeben, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen."

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