Café Pflaster: Treffpunkt und Anlaufstelle

Zehn Jahre Café Pflaster: die Begegnungsstätte entpuppt sich als Erfolgsmodell.

Mönchengladbach. Am Anfang standen die Probleme: Die Bushaltestelle am Kapuzinerplatz entwickelte sich immer mehr zum Treffpunkt von Junkies, Alkoholabhängigen und Obdachlosen. Immer wieder gab es Ärger, die Anwohner fühlten sich bedroht, beschwerten sich.

Rufe nach Schwarzen Sheriffs oder einem kommunalen Ordnungsdienst wurden laut. In dieser Situation wurde am 1. Juni 2001 das Café Pflaster gegründet — als Treffpunkt und Anlaufstelle.

Im Café Pflaster sind alle willkommen. „Unsere Besucher haben unterschiedliche Probleme, aber alle haben Probleme“, erklärt Brigitte Bloschak von der Diakonie. Bis zu 100 Besucher kommen jeden Tag ins Café am Kapuzinerplatz. Hier können sie frühstücken, duschen, Wäsche waschen oder sich in der Krankenstation behandeln lassen. Und sie finden jemanden, mit dem sie reden können. Außerdem fungiert das Café Pflaster als Basisstation für die Streetworker.

Sozialarbeiterin Heike Wegner ist vom ersten Tag an dabei. Sie weiß, dass es wichtig ist, die Menschen in Ruhe zu lassen, aber auch immer wieder Angebote zu machen. „Unsere Arbeit ist Beziehungsarbeit“, sagt sie. „Erst wenn Vertrauen da ist, greifen auch die Hilfsangebote.“ Diese sind eng verzahnt in der Zusammenarbeit der einzelnen Stellen. Streetworker, Krankenschwestern und Sozialarbeiter kooperieren eng mit den Beratungsstellen, der Polizei, dem Ordnungsdienst, dem Gesundheitsamt und den Ärzten.

„Die Hilfsprozesse sind optimiert, jeder weiß, was der andere tut“, stellt Bloschak fest. „Darum beneiden uns viele Kollegen in anderen Städten.“ Man arbeite Hand in Hand im Team. Auch Heinz-Herbert Paulus, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, gerät ins Schwärmen. „Das ist ein Erfolgsmodell, von dem andere Städte lernen können“, ist er überzeugt.

Das Diakonische Werk betreibt das Café Pflaster im Auftrag der Stadt. Der Erfolg des Cafés war so groß, dass sich die Verantwortlichen vor drei Jahren entschlossen, das Modell auf Rheydt zu übertragen. „Am Markt in Rheydt gab es eine ähnliche Situation wie früher in Gladbach“, sagt Sozialdezernent Michael Schmitz. Doch anders als in Gladbach gab es in Rheydt zuerst massive Bürgerproteste gegen die Einrichtung. „Aber wir sind auf Grund unserer positiven Erfahrungen in Gladbach sachlich geblieben“, betont Paulus.

Und tatsächlich ebben die Proteste schnell ab, als der Treffpunkt an der Brucknerallee eröffnet ist. „Es haben sich sogar einige der Gegner hinterher bei uns entschuldigt“, erklärt der Geschäftsführer der Diakonie.

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