Cewe Color: „Die wollen uns aussaugen“

Protest für den Erhalt der Arbeitsplätze und gegen Hedge-Fonds.

Mönchengladbach. "Die wollen uns aussaugen. Doch das vernichtet Arbeitsplätze. Das lassen wir uns nicht gefallen", ereifert sich die junge Frau, zurrt ihr rotes Käppi zurecht und rennt zu den Kolleginnen und Kollegen, die sich am Eingang des Fotodienstleister Cewe Color an der Erftstraße in Giesenkirchen zum Protest formiert haben. "Aktionstag" nennt das Betriebsratsvorsitzende Angelika Esser. Und hierzu hat sich auch die Politik gesellt. "Es gilt Solidarität zu zeigen", sagt Michael Schroeren (CDU) in seiner Eigenschaft als Bürgermeister. An den deutschen Standorten - derzeit sind es noch sieben - haben die Cewe-Mitarbeiter demonstriert und zum Ausdruck gebracht: "Wir kämpfen um unsere Jobs."

Angelika Esser Betriebsrätin bei Cewe

Dabei richtete sich der Protest nicht etwa gegen die Firmenführung um Konzernchef Rolf Hollander. Mit der schwimmen die Arbeitnehmer derzeit ausnahmsweise auf einer Wellenlänge. Vielmehr richtet sich der Widerstand gegen US-Hedgefonds wie M2 Capital, die auf der Hauptversammlung am 26. April mehr Dividende einstreichen wollen. Diese - man spricht von zusätzlichen rund 120 Millionen Euro - Sonderausschüttung müsste sich die Fotofabrik mit Oldenburger Zentrale auf dem Kapitalmarkt borgen, erklärt Gladbach-Chef Peter Hantl.

Hollander, Hantl, der Gesamtbetriebsrat und andere Aktionäre wollen den Griff der so genannten Heuschrecken in die Kasse verhindern, "weil er die Existenz des Unternehmens massiv gefährdet und viele Arbeitsplätze kosten würde", sagt auch Esser. Doch ob er zu verhindern ist, wird sich zeigen.

Seit Monaten liefern sich die Beteiligten einen Schlagabtausch nach dem anderen. Und je näher der 26. April rückt, desto mehr Schläge gibt es unterhalb der Gürtellinie.

Ein Fünftel der Aktien halten besagte Fonds. Deren Geld war den Oldenburgern willkommen, als es ihnen vor Jahren finanziell nicht so gut ging. Inzwischen ist Cewe relativ gut aufgestellt und habe vor allem in den Zukunftsmarkt Digitalfotografie investiert. 60 Prozent vom Umsatz entfallen darauf. Gut im Rennen ist das Fotobuch: Man gibt Clip oder gebrannte CD mit erlebten Urlaubsträumen ab und erhält von Cewe das Bilderbuch. Das Entwickeln klassischer Fotos vom Celluloid-Streifen schrumpft dagegen immer mehr.

Der neue Markt und der vermehrte Druck der Aktionäre nach Dividende hat auch an der Erftstraße Spuren hinterlassen: Mindestens 80 Mitarbeiter mussten bereits "sozialverträglich" gehen. Derzeit arbeiten noch 200 in zwei Schichten. Hantl: "Unser Betrieb ist der zweitbeste und nicht gefährdet." Dagegen wird der in Nürnberg mit 170 Beschäftigten geschlossen. Diese "Kapazitätsanpassung" sei nötig, sagt Hantl.

Mitarbeiter Etwa 3000 in 20 Betrieben. Umsatz 2006 etwa 400 Millionen Euro. Man will erneut 1,20 Euro Dividende je Aktie zahlen. Auch der Minderheitsaktionär M2 Capital will fünf Euro.

Produkt Cewe will bzw. muss noch einiges investieren, weil deutlich mehr Abzüge vom herkömmlichen Film wegfallen als gedruckte Digitalbilder hinzukommen. Doch auch hier bleibt die Flut der Papierbilder aus - viele Knipser schauen sich ihre Werke nur noch auf dem Bildschirm an oder drucken sie am PC selber aus.

HedgeFonds Aus dem Englischen "absichern". Mit zumeist Risikokapital soll möglichst viel Gewinn gemacht werden.

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