Das „End“ zieht die Masse an

Viele Gladbacher wollten sich das temporäre Kunstwerk aus der Nähe anschauen.

Mönchengladbach. Menschenmassen, wie sonst selten für ein modernes Kunstwerk, die lockte "End", die neue temporäre Skulptur von Gregor Schneider, am Samstagmittag zum Museum Abteiberg. Geduldig stehen die Besucher mindestens anderthalb Stunden lang Schlange.

Die Show-Band des MKV vertreibt ihnen die Zeit mit Karnevals-Hits. Im Abstand von anderthalb Minuten lässt Parkaufsicht Frank Beiger die Menschen einzeln vortreten, über die silberne Badeleiter auf die schwarze Bühne steigen und dann im Dunkeln verschwinden.

Kompetent und geduldig beantwortet er alle Fragen. Constantin ist erst fünf und darf noch nicht mit ins "End". "Das ist nichts für Kinder unter 10 Jahren." So wird sich sein Vater Christoph Blase noch einmal von Düsseldorf aus auf den Weg machen.

Eine junge Frau kommt nach wenigen Sekunden zurück. "Das war zu heftig", sagt sie, sucht Schutz an der Schulter des Vaters. Wenn sie fertig getröstet ist, wird der mit Beiger verhandeln, ob sie nicht ausnahmsweise zu zweit rein dürfen.

Auch eine andere Frau kommt zurück. "Da stand ein Mann im Dunkeln und fragte mich, ob ich meine Handtasche dabei habe. ,Damit ich ihnen Geld abnehmen kann.’ Aber ich habe keine Lust auf dumme Scherze." Beiger begleitet sie, der Unhold ist fort.

Udo Schmidt-Jansen hält die Skulptur für "wegjeschmissen Jelt" und räumt ein: "So sieht dat ja juht aus." Manfred Stops und seine Frau Monika finden sie "gewöhnungsbedürftig." Reingehen wollen sie auf jeden Fall einmal.

Reiner Schmidt ist Architekt, 77 Jahre und findet die Skulptur "großartig". "Ein Zugewinn für Mönchengladbach! Neben Mack jetzt auch Schneider als heimischen Künstler." Elisa Ostländer steht gleich neben ihn. Sinnierend schaut die 35-Jährige auf den Kubus. "So kraftvoll", sagt sie bewundernd.

Gisela Kliewer-Hildebrand ist begeistert: "Endlich mal was los" sagt sie. "Die Klarheit, die Einfachheit der Form. Faszinierend." Sie als zweiten Bauabschnitt des Museums Abteiberg zu sehen, gefällt ihr ebenfalls. "Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben." Dieses Haus ist für sie ein Grund, wofür es sich lohnt, in der Stadt zu bleiben.

Isabell Wagner und ihre Willicher Freundin Hanne Kramer stehen mitten auf der Straße, schauen fasziniert auf die schwarze Skulptur und merken gar nicht, wie sie den Verkehr blockieren. "Was ist das?" fragen sie irritiert. Sie wollten nur auf der Hindenburgstraße einkaufen. "Das hat uns hierher gelockt."

Birgit Schild wird ebenfalls mit dem Begehen von "End" warten. Die Haardterin hat schon die Baustelle beobachtet. "Die war faszinierend." Interessant und gewaltig seien Attribute für den Anblick, der sich ihr bietet. "Ohne Kunst würde uns was fehlen. Wir brauchen Kreativität."

Ellen Yanac ist aus Waldhausen. "Ich habe gesehen, wie das gebaut wurde, jetzt will ich mir das ansehen." Ein Mann, der ungenannt bleiben will, meint, man hätte die Mittel anders ausgeben können.

"Für Schulen oder Kindergärten." Statt dessen hätten die Eltern in der Schule seiner Tochter Renovierungsarbeiten selbst machen müssen, weil der Stadt das Geld fehle. "Das ist nur eine Frage der Zeit, bis sich hier die Sprayer austoben."

Mario Zandonella ist begeistert, als er wieder aus dem Museum raus ist. "Spannend, interessant", sagt er. "Ich bin eigentlich nicht kunstinteressiert." Ein beeindruckendes Erlebnis, so ins Dunkle zu gehen, ins Ungewisse, die Treppe zu finden, dann die seltsamen Figuren am Boden. "Eindrucksvoll, ein Zugewinn für die Stadt", ist auch sein Votum.

Gustav Adolf Gade meint, die Skulptur sei ein wenig wuchtig für den Platz. Manfred Schröder und seine beiden Freunde stehen ebenfalls mit offenen Mündern mitten auf der Straße. "Monumental", "gigantisch", "herausfordern", "verlockend", sind die Worte, die sie dafür finden. Peter Sachsenweger ist sich nicht ganz schlüssig: "Ich weiß nicht, ob das unbedingt eine Bereicherung ist. Aber eine Faszination hat es schon."

Der Wickrather hat eine Radtour genutzt, um sich "End" aus der Nähe anzusehen. Marcell Schneider hat drei Freunde aus Lünen nach Gladbach gelockt, weil er seinen Vater besuchen will. Ungläubig stehen sie davor. Der erste, der ihnen kompetent erscheint wird angesprochen. "Was ist das?" - "Kann man da reingehen?" - "Toll."

"Unglaublich", war für den 39-jährigen anerkannten Künstler aus Rheydt, Gregor Schneider, die Eröffnung. Menschenmassen standen davor und haben zusammen in die schwarze Tiefe geschaut. "Wer hätte das gedacht?"

Er hat beobachtet, dass das Bauwerk die Menschen wie ein Staubsauger von der Hindenburgstraße zum Museum ziehe und freut sich darüber. Er sieht in "End" nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine Bauingenieursleistung. Ein Stahlgerüst, mit Holz verkleidet und daher mobil. Überzogen ist es mit Stoff. "Textile Architektur", die nach Mönchengladbach gehöre.

"Die beteiligten Firmen zeigen damit auch, was technisch machbar ist." Das Trevira CS habe die Firma bei seiner Hamburger Skulptur "Kubus" zum ersten mal im Außenbereich getestet.

Für ihn selbst ist "End" ein weiterer Schritt, Bild und Skulptur zum Raum zu erweitern. "Der Betrachter füllt die Räume mit seinem eigenen Erleben."

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