Deutscher Hilfsdienst: Ex-Chef massiv in der Kritik

Neubeginn ohne Uli Bunkowitz. Gläubiger billigen den Insolvenzplan. Streit um mehr als 100 000 Euro.

Mönchengladbach. Der Deutsche Hilfsdienst, Kreisverband Mönchengladbach-Viersen e.V. (DH), scheint nach seinem Insolvenzantrag auf dem Weg der Besserung.

Fast alle der über 100 Gläubiger - unter ihnen Hauptgläubiger Sparkasse - billigten den Insolvenzplan: Die, die vom DH noch einiges an Geld bekommen sollten, begnügen sich nun mit deutlich weniger.

Voraussetzung für einen Neubeginn bei dem privaten Hilfsdienst ist nach Ansicht von Vorstandsmitgliedern allerdings, dass sich ehemals führende DH-Leute wie Ex-Geschäftsführer Uli Bunkowitz und Vorstand Dieter Breymann endgültig zurückziehen.

Das verlange auch die Stadt, wolle der DH neue Lizenzen für den Krankentransport und die Notfallrettung erhalten, heißt es. Vor diesem Hintergrund erklärten Breymann wie Bunkowitz am Montag gegenüber der WZ, dass sie sich für den DH nicht länger engagieren wollen.

Beide sind "entsetzt", weil Mitglieder "falsche Äußerungen" verbreiteten. Danach soll Insolvenzverwalter Peer Jung sie aufgefordert haben, sich bis zum 20. August zu kritischen Fragen seitens Jungs zu äußern. Dabei geht es angeblich um höhere Geldforderungen, die Jung an beide habe.

Sollte die Frist ohne Reaktion verstreichen, werde Jung rechtliche Schritte einleiten. Aus dem Büro Jung gab es dazu keine Stellungnahme, wohl aber den Hinweis, dass der sich im Urlaub befinde.

Die WZ berichtete darüber, dass Jung dem Vorstandsmitglied Dieter Breymann einen Brief überreichte, in dem dieser eine Forderung von 100 000 Euro zu Gunsten des Kreisverbandes geltend macht.

Breymann bestätigt das und sagt, dass es sich um Mitgliedsbeiträge für den Kreisverband handele, die Summe sei weder in seine noch in die Tasche Bunkowitz’ geflossen.

Bunkowitz ist nach wie vor Geschäftsführer des DH-Regionalverbandes. Dessen Aufgabe ist es, Gönner und Spender (Fördermitglieder) zu betreuen, außerdem verwaltet er die Mitgliedsbeiträge.

"Das mache ich auf 400-Euro-Basis", sagt Bunkowitz. Rechtsbeistand für diesen Regionalverband und für Bunkowitz ist wiederum Breymann, obwohl er weiterhin den Vorständen im Kreis- bzw. Regionalverband angehört.

Mitglieder der Rettungsorganisation werfen dem Ex- CDU-Ratsherrn Bunkowitz zudem vor, private Flüge (angeblich u.a. nach Florida) über Vereinskonten abgerechnet zu haben. Bunkowitz weist das zurück, spricht von "böswilliger Vermischung".

Beim angestrebten Neustart sollen die eigenständigen Kreis- und Regionalverband wieder enger miteinander verzahnt werden. Mit Ingo Lender wurde von Vorstand und Insolvenzverwalter ein Interims-Geschäftsführer lediglich beim Deutschen Hilfsdienst eingesetzt, nicht beim Regionalverband. Lender ist Mitgesellschafter bei Pro Medica, die u.a. medizinische Hilfsmittel vertreibt.

Die Retter im Hilfsdienst waren mit rund 3,2 Millionen Euro Miesen in die Pleite gerutscht. Mittlerweile schreibe die Organisation schwarze Zahlen. Auch, weil man im Vergleich zur Bunkowitz-Ära die Spesen "deutlich" gesenkt habe, sagte Jung zu einem früheren Zeitpunkt. Der Kreisverband beschäftigt rund 60 Mitarbeiter.

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