Die Radar-Hexe ist spurlos verschwunden

Als die Ordnungshüter anrückten, war die lustige Kostümierung bereits weg.

Vielleicht hat sie nicht auf die behördliche Anordnung warten wollen. Diese wurde gestern um 10 Uhr vom städtischen Ordnungsamt erlassen. Vermutlich war es sogar eine besondere Form des zivilen Ungehorsams, dass sie dem frevelhaften Akt städtischer Ordnungshüter zuvorkam und Reißaus nahm. Die Radar-Hexe ist weg. Sie verschwand still und leise aus dem öffentlichen Raum und sagte der Gartenstraße und dem hier stehenden Starenkasten Lebewohl. Jetzt ist dieser wieder das, was er immer war und nicht mehr Deutschlands lustigstes Blitzerauge. Wer das Kostüm entfernt hat? Das weiß keiner so recht.

Am Montagmorgen kurz nach Mitternacht ward die Radar-Hexe noch gesehen. Da winkte sie mit ihren überdimensionierten Fingern den Autofahrern zu, die an dieser Stelle die Gartenstraße passierten. Berufspendler, die kurz nach 6.30 Uhr im Bus die Gartenstraße passierten, hielten bereits vergeblich nach ihr Ausschau — irgendwann zwischen 0.30 und 6.30 Uhr muss sie ihren Standort verlassen haben. Freiwillig? Man weiß es nicht.

Als um 10 Uhr die städtischen Kontrolleure zur Tat schreiten wollten, war sie jedenfalls nicht mehr da. Auch Fotografen, die das Abschmücken dokumentieren wollten, standen vor einem Starenkasten, der sich wieder nüchtern auf einem Mast präsentierte. Die Festnahme der Radar-Hexe fiel aus.

Ein bisschen erinnert diese Aktion an Vergleichbares in Viersen. Da tauchten über Monate hinweg bunte Männchen im Stadtgebiet auf. Niemand wusste, wer sie erschaffen und aufgestellt hatte. Sogar ins Ausland und auf ein Kreuzfahrtschiff schafften sie es. Kürzlich outete sich ein Schreinermeister als Vater der Männchen. Vielleicht passiert Ähnliches in Gladbach. Der Radar-Hexenerfinder darf sich der breiten öffentlichen Sympathie sicher sein, weil er die Stadt für einige Tage so positiv in die Schlagzeilen brachte. Sogar die Polizei fand die Aktion gut.

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