„Eine Erfolgsstory für die Stadt“

Mönchengladbach. Peter Schlipköter ist Geschäftsführer der Marketinggesellschaft und spricht über die positive Entwicklung der Stadt Mönchengladbach in den vergangenen zwölf Jahren.

„Eine Erfolgsstory für die Stadt“
Foto: Ilgner

Mönchengladbach ist in aller Munde, selbst die eigenen Bürger finden ihre Stadt plötzlich sexy — da muss das Herz des obersten Vermarkters doch lachen.

Peter Schlipköter: Das tut es auch. Und das tut es ganz besonders, wenn ich mir die Entwicklung über eine lange Strecke anschaue. Ich kann mich noch gut erinnern, wie es war, als ich 2002 nach Mönchengladbach kam: Es gab keinen Borussia-Park und keine Europapokal-Spiele. Es gab keinen Hockeypark mit Konzerten. Es gab keinen Initiativkreis, der Friedensnobelpreisträger in die Stadt holt. Es gab kein Palace St. George, kein Kunstwerk, kein Quartier Monforts. Natürlich auch kein Einkaufszentrum und keinen Event-Hangar. Wenn man damals jemandem erzählt hätte, Marek Lieberberg interessiert sich für Mönchengladbach, wäre man für verrückt erklärt worden.

Sind Sie traurig, dass „Rock am Ring“ nicht nach Mönchengladbach kommt?

Schlipköter: Das wäre für die Stadt phantastisch gewesen, gerade auch unter dem Marketinggesichtspunkt. Ich hätte sehr gerne im März auf der Internationalen Tourismusbörse Mönchengladbach als die Heimat des größten europäischen Rock-Festivals vorgestellt. Aber traurig? Vielleicht kann man daran, wie die Erwartungshaltung gestiegen ist, am besten die tolle Entwicklung ablesen: dass jetzt schon manche enttäuscht sind, wenn mal etwas ganz Großes nicht klappt. Ich bin das nicht und finde, dass auch das andere Festival, dass Lieberberg nun für Mönchengladbach plant, eine tolle Chance für die Stadt ist.

Die Zahl der Veranstaltungen in der Stadt ist immens gestiegen. Sie sind als Verantwortlicher für Kaiser-Friedrich-Halle und Haus Erholung selbst Veranstalter. Verdirbt die Konkurrenz Ihnen das Geschäft?

Schlipköter: Nein. Uns ist es gelungen, die Zahl der Veranstaltungen über die Jahre stabil zu halten — vor allem, weil sich die Art der Veranstaltungen verändert hat. Wir investieren gerade wieder intensiv in die Erholung. Die Kaiser-Friedrich-Halle ist inzwischen regelmäßiger Schauplatz von Messen. Auch Theater, Comedy und Konzerte sind in der KFH zu sehen. Das Plus an Veranstaltungsorten ist gut für die Stadt — wenn es keinen Kannibalismus gibt. Das ist uns bisher gut gelungen. Der Event-Hangar, den wir beispielsweise auch auf der ITB in Berlin bewerben werden, zieht Kunden von außerhalb an. Das ist das Konzept. Wenn es uns gelingt, noch mehr Menschen aus der Region in die Stadt zu holen, haben wir noch Luft nach oben.

Es gab in den vergangenen Monaten Wochenenden, an denen gleich mehrere hochkarätige Events anstanden. Kann man das nicht besser verteilen?

Schlipköter: Eine Stadt mit 265 000 Einwohnern verträgt mehrere Veranstaltungen gleichzeitig, wenn unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden, zumal immer mehr Besucher von außerhalb kommen. Und auch bei den Volksfesten haben wir Zuwächse. Beim Ritterfest zum Beispiel hatten wir in diesem Jahr heftige Regenschauer — und trotzdem am Ende zehn Prozent mehr Zuschauer. Natürlich kommt es an manchen Wochenenden dicke. Ich kann aber privatwirtschaftlich agierenden Veranstaltern nicht vorschreiben, wann sie ihr Event terminieren. Wir bieten als Service einen Kalender an, in dem alle uns bekannten Veranstaltungen aufgeführt sind. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wird niemand sein Fest ansetzen, wenn ihm zu große Konkurrenz und damit Einbußen drohen. Auch bei diesem Thema erinnere ich mich, wie es vor zwölf Jahren war. Da war das Programm sehr dünn, und viele waren nicht glücklich damit. Dass es jetzt anders ist, hat viele Vorteile.

Bringt das der Stadt in erster Linie Image — oder auch Zählbares?

Schlipköter: Beides ist gleichermaßen wichtig. Ich komme noch mal auf unseren Ausgangspunkt zurück: Die Mönchengladbacher haben ihren Heimatstolz neu entdeckt. Früher wurde viel gemosert und geunkt. Heute haben wir viele Botschafter für unsere Stadt. Das hat großen Wert. Aber natürlich gibt es auch nackte Zahlen. Und auch die sprechen eine deutliche Sprache. Die Übernachtungszahlen sind stetig gestiegen, und zwar unabhängig von so Großereignissen wie der Hockey-Weltmeisterschaft 2006 oder der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011. Das bedeutet: Menschen, die eigens in die Stadt kommen, zum Beispiel zu einem Konzert oder um einen Nobelpreisträger zu sehen, bleiben auch eher zum Übernachten hier. Davon profitiert nicht nur die Hotellerie, sondern auch die Gastronomie.

Wenn Sie auf die zwölf Jahre Marketinggesellschaft zurückblicken: Was haben Sie bewegt, und was müssen Sie noch bewegen?

Schlipköter: Wir haben die Gesellschaft auf fünf Säulen gestellt, und in jeder einzelnen der Säulen hat sich immens viel getan: egal ob es um die Marke der Stadt, den Service für städtische Einrichtungen, Ämter und Tochtergesellschaften, das Veranstaltungsmanagement, die Vermarktung der städtischen Veranstaltungshäuser und das Konzertwesen geht. Wir machen aus jedem Euro, den wir bekommen, das Dreifache an Umsatz. Die Marketinggesellschaft ist eine Erfolgsstory für die Stadt. Und das mit einem vergleichsweise kleinen Team. Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft ist, weitere Zielgruppen zu erschließen. Dazu müssen wir uns heute anderer Mittel bedienen als früher. Apps, Facebook, Xing — all das spielt in unserer Arbeit eine größere Rolle.

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