Einrichtung für Wohnungslose: Abschied nach dem 19. Fest

Die langjährige Leiterin der Einrichtung für Wohnungslose, Hildegard van Flodrop, geht in den Ruhestand.

Mönchengladbach. Es wird aufgeräumt, aber der Weihnachtsbaum und die Krippe stehen noch. Sie erinnern an die vergangenen Feiertage, an denen der Tagestreff für Wohnungslose und Tagesobdachlose auch den Menschen am Rand der Gesellschaft einen weihnachtlich-festlichen Rahmen bot.

„Weihnachten war wieder schön hier“, sagt Hildegard van Flodrop, die Leiterin der Einrichtung in der Erzberger Straße. Der Tagestreff hatte sowohl an Heiligabend als auch an den beiden Weihnachtsfeiertagen geöffnet. Vier Trompeter sorgten für festliche Musik, die Weihnachtsgeschichte wurde vorgetragen und es wurde der Toten gedacht, der Besucher des Treffs, die im Laufe des Jahres verstorben sind. Bei der Weihnachtsfeier sei es immer ganz still, sagt Hildegard van Flodrop, obwohl 50 bis 60 Besucher dabei seien. Für weihnachtliches Essen sorgten großzügige Spender.

19-mal hat die 66-jährige Leiterin Weihnachten im Tagestreff gefeiert. Nun geht sie in den Ruhestand. „In Rente zu gehen ist das Normalste von der Welt, aber es ist auch sehr schwer, denn meine Arbeit hier war immer mehr als ein Job. Für mich wäre kein schönerer Arbeitsplatz möglich gewesen“, sagt van Flodrop.

Die engagierte Lehrerin und Pastoralreferentin hat den Treff aufgebaut. Das Programm: ein Haus der offenen Tür zu führen, in dem sich jeder willkommen fühlt, einen geschützten Raum zu bieten, in dem aber feste Regeln gelten. Regeln wie: keinen Alkohol, keine Drogen, keine Gewalt, keine Beleidigungen.

Auch ein Raum, in dem jeden, der kommt, ein kostenloses Frühstück erwartet, ein Mittagessen für geringes Geld, ein Dach über dem Kopf. Und in dem er Menschen findet, mit denen man reden oder schweigen kann. Jahrelang lang hat sich Hildegard van Flodrop um Wohnungslose und Arme, um Alkoholiker und Drogenabhängige gekümmert.

Frustriert war sie nie. „Ich bin hier vielen liebenswerten Menschen begegnet“, sagt sie. „Ich habe gesehen, wie tief sie über sich selbst enttäuscht sind, wenn sie eine Therapie abgebrochen haben, wie hilfsbereit das Wenige geteilt wird, das da ist.“ Durch ihre Arbeit hätten viele Dinge in ihrem Leben einen anderen Stellenwert bekommen.

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