Freimaurer: „Wir sind keine Sekte“

Die Loge „Vorwärts“ hat ihr frisch renoviertes Domizil für Besucher geöffnet. Die Mitglieder geben sich offen.

Mönchengladbach. Die Loge präsentiert sich offen. An dem Abend haben die Nachbarn in Bettrath die Gelegenheit, das neue Haus an der Hansastraße 97 anzusehen und einige der Freimaurer kennenzulernen. „Wir wollen, dass Sie hier sehen, dass sie kein zweites Eicken erwarten müssen. Wir sind keine Sekte“, sagt Kai-Henrik Wolter, Meister vom Stuhl der 1845 gegründeten Mönchengladbacher Loge Vorwärts.

Den zahlreich erschienenen Bettrathern präsentiert sich ein Club im englischen Stil mit schweren Ledersofas, massiven Tischen und geschmackvollen Tapeten. Bevor sich die Logenbrüder vor rund einem Jahr an die Renovierung machten, war hier ein chinesisches Lokal untergebracht. „Annähernd 100 000 Euro haben wir investiert“, schätzt Wolter, abgesichert durch einen langfristigen Mietvertrag.

Dass man jahrhundertelang ein Geheimnis um seine Mitgliedschaft in einer Loge machte, lag daran, dass bei den Freimaurern schon immer religiöse Toleranz und Meinungsfreiheit geübt wurde. Entsprechend waren die Logen bei den Nazis verboten, und das Haus an der Logenstraße wurde enteignet. Die Freimaurerlogen entstanden ursprünglich aus den Dombauhütten des Mittelalters.

Nachdem — etwa im Barock - im Bau weniger Steinmetzarbeiten verwendet wurden, wurden sie zu einem Sammelbecken für Intellektuelle. Goethe, Friedrich II. von Preußen und Mozart waren berühmte Freimaurer, Mozarts „Zauberflöte“ das berühmteste, vom Freimaurertum beeinflusste Werk der Musikbühne. In Gladbach gehörte der frühere Bürgermeister Johann David Büschgens dazu, genau wie Wilhelm Strauß und die Unternehmer Wilhelm Peltzer und Wilhelm Scharmann.

Die Gemeinschaft, in der man Gespräche über Themen der Philosophie und der Transzendenz führe, bezeichnet sich als „verschwiegen“. „Das heißt, dass der Inhalt der Gespräche nicht nach außen dringt und niemand die Namen von Freimaurern preisgibt“, sagt der 28-jährige Patrick Peters, ebenfalls Logenmitglied.

Auch Martin Heitzer und weitere Mitglieder der St. Maria- Männerbruderschaft Bettrath sind gekommen, um sich die neuen Nachbarn anzusehen. „Hier war früher die Gaststätte Gerats“, erzählt Heitzer, „da habe ich als Kind gekegelt.“ Dass von der Loge keine Gefahr einer Sekte ausgeht, davon ist er nach dem Besuch überzeugt.

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