Gedenken an Concorde-Opfer

Auch 13 Mönchengladbacher verloren bei der Katastrophe ihr Leben.

Mönchengladbach. Um 16.42 Uhr erteilt der Tower Starterlaubnis. Der Pilot rollt an, zieht die Maschine mit einer Geschwindigkeit von fast 340 Kilometer pro Stunde nach oben. An Bord befinden sich 109 Menschen auf dem Weg von Paris nach New York. Um 16.43 Uhr wird Feuer am Heck der Concorde gemeldet. Triebwerke fallen aus. Feueralarm ertönt. Um 16.44 Uhr ist alles vorbei. Der Überschall-Jet ist abgestürzt. Alle Insassen sind tot.

Die Bilder am Absturzort haben viele noch vor Augen: Trümmer, verbrannte Erde, Rauchschwaden und ein zermalmtes Hotel, in dem vier weitere Menschen getötet werden. Die Nachricht von der Katastrophe verbreitet sich in Windeseile. Und dann der Schock: Es waren auch 13 Mönchengladbacher an Bord. Wer? Das wusste zunächst niemand genau. Selbst Angehörige blieben zunächst im Ungewissen. Die Leitungen am Flughafen Charles de Gaulle bei Paris waren überlastet, die später geschaltete Hotline ebenso.

Am 25. Juli war eine Reisegruppe aus Mönchengladbach zu einer Kreuzfahrt unterwegs. Ein Teil der Gruppe hatte einen normalen Lufthansaflug gebucht, ein anderer Teil wollte sich den Luxus in der Concorde, dem Prestige-Objekt der Air France, gönnen. Damals wurden in dem legendären Flugzeug Kaviar, Hummer und Champagner kredenzt. Zum Service gehörten Überschallknall und kurze Flugzeiten. Die 13 Mönchengladbacher sollten es nicht erleben. Bernd Cöntges, ehemaliger Protokollchef im Mönchengladbach Rathaus, wäre ebenfalls beinahe in den Tod geflogen. Zuerst hatte er sich für den Linien-Flug entschieden. Als er dann doch auf die Concorde umsteigen wollte, war die ausgebucht.

Die Katastrophe in der Nähe von Paris sorgte für ein riesiges Medieninteresse. Als Polizei und Notfallseelsorger zu den Angehörigen kamen, um die traurige Nachricht zu überbringen, standen dort die ersten Fernsehteams vor der Tür. Was noch niemand wusste: Der Unfall am 25. Juli 2000 sollte das Ende des europäischen Überschall-Traums einläuten.

Die Aufklärung des Unglücks dauerte lange. Das Ergebnis: Die Concorde soll beim Start über ein Flugzeugteil gerollt sein, das von einer anderen Maschine abgefallen war. Allerdings soll auch das Vorzeigeflugzeug der Air France nicht im besten Zustand gewesen sein. Mängel an Reifen und Tank wurden festgestellt. 2010 entschied ein Gericht, dass die Fluglinie Continental Airlines, von deren Flugzeug ein Teil auf die Startbahn gefallen war, eine Mitschuld traf. Die Gesellschaft musste eine Million Euro Schadensersatz zahlen. Die Hinterbliebenen der 13 Mönchengladbacher traten nicht als Nebenkläger im Strafprozess gegen Continental Airlines auf. Dies hatte der französische Ermittlungsrichter zwar angeboten, die Familien hatten daran aber keinerlei Interesse.

Die 50 Angehörigen hatten sich ein Jahr nach der Katastrophe zusammengetan. Daraus entstand der Verein „Crash“, der heute auch noch Angehörigen von Flugzeugopfern hilft. Die Familien der Opfer des Concorde-Absturzes aus Mönchengladbach bekamen 2001 Schadensersatz in erheblicher Höhe zugesprochen. Das Unglück begriffen sie als Schicksal. Darum war die Schuldfrage für sie nie zentral.

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