Gema-Reform: Das Ende der Clubszene?

Ab 2013 will die Gema neue Tarife einführen. Gladbachs Disco-Betreiber sind sauer.

Mönchengladbach. Hajo Magdsick hat resigniert. „Ende des Jahres werden wir den Laden zumachen“, sagt der 55-Jährige, dessen Frau Elke Richwien den Club „Scala“ an der Turmstiege betreibt und die er in geschäftlichen Dingen berät.

Grund dafür ist das neue Gebührensystem der Gema. Ab 2013 plant der Musikrechte-Verwerter, der in Deutschland die Urheber von Musik vertritt, einheitliche Gebühren. Die Reform soll, so die Gema, vor allem kleine und mittlere Veranstalter entlasten. Doch die Clubbetreiber sehen das anders. Ihr Vorwurf: Das neue Tarifsystem führe zu erheblichen Mehrkostet.

Magdsick kann das nur bestätigen: „5000 Euro pro Jahr zahlen wir momentan an die Gema. Durch das neue Gebührensystem steigt dieser Betrag auf etwa 40 000 Euro jährlich“, sagt Magdzick. Und das, obwohl der Club mit 110 Quadratmetern Fläche nicht gerade zu den großen Diskotheken zählt.

Um die hohen Gema-Gebühren tragen zu können, bliebe nur die Möglichkeit, die Eintritts- oder Getränkepreise zu erhöhen. Doch darin sieht der 55-Jährige keinen Sinn: „Bisher ist der Eintritt bei uns frei. Wenn wir jetzt auf einmal 10 oder 20 Euro verlangen, kommt doch keiner mehr.“

Magdsick ist die Frustration anzumerken. „Und es sind ja nicht nur die Gema-Gebühre, die den Veranstaltern zu schaffen machen, die strengen Gesetze zum Nichtraucherschutz kommen ja auch noch dazu“ sagt er. 50 bis 70 Prozent der Clubs in Mönchengladbach, glaubt Magdsick, werden demnächst schließen müssen. Die größte Schuld daran trägt für ihn die neue Gema-Reform: „Das wirkt sich katastrophal auf die Szene aus“.

Auch Manfred Grasse, Betreiber des „Projekts 42“ macht sich Sorgen um seinen Club. „Um mehrere tausend Prozent werden sich die Gema-Gebühren für den Club erhöhen. Bisher hatten wir Pauschalverträge. Damit konnte man leben. Aber durch das neue Tarifsystem müssen wir jetzt jede Veranstaltung einzeln bezahlen“, sagt er.

Den Rotstift muss Grasse künftig vor allem bei den Kulturveranstaltungen im „Projekt 42“ ansetzen. „Denn die wurden bisher durch die Disko-Veranstaltungen finanziert“, sagt er. Durch die hohen Mehrkosten werde das bald nicht mehr möglich sein, so Grasse.

Andreas Graf, Vorsitzender der Gladbacher Kreisgruppe des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), will die Hoffnung für die Clubbesitzer noch nicht aufgeben. „Ich hoffe, dass sich die Politik einschaltet und die Forderungen der Gema auf ein realistisches Maß zurückfährt“, sagt er.

Denn das neue Tarifsystem, so Graf, koste Existenzen. „Und wenn immer mehr Diskotheken schließen, ist das auch für junge Leute ein Problem. Schließlich verbringen viele dort einen Teil ihrer Freizeit.“

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