Horst-Fans trotzen dem Regen

Bei der vierten Auflage des Festivals fiel das Wetter alles andere als sommerlich aus. Die Besucher störte das aber gar nicht.

Mönchengladbach. Der Himmel spielte nicht mit beim diesjährigen Horst-Festival. So hieß es an den drei Tagen nicht mehr „Open Air“, sondern eher „Under Water“. Starke Regenfälle sorgten immer wieder dafür, dass die Besucher auf dem Gelände Schutz bei den zahlreichen Ausschankwagen, unter Bäumen oder Zelten suchten.

So konnte die Aufforderung „Spannt die Regenschirme auf“ von Sänger Daniel Schnaithmann, der mit seiner Essener Band Leitkegel lautstark das Festival am Samstag auf der „Da hinten“-Bühne eröffnete, auch als durchgängige Verhaltensmaßgabe verstanden werden.

Doch viele Horst-Fans trotzten dem schlechten Wetter einfach mit guter Laune und freuten sich über gut 20 Stunden abwechslungsreicher Live-Musik. Gleich am ersten Festivaltag zeigten die mehrheitlich jungen Festivalbesucher ihre Verbundenheit mit der Open-Air-Veranstaltung, die erstmals nicht für umsonst, sondern für maximal drei Euro pro Tag zu erleben war.

Mehrere hundert Mädchen und Jungen belagerten den Stand, wo die mittlerweile obligatorischen Festivalbändchen zum Tragen am Handgelenk ausgegeben wurden. Marin (16), extra aus Köln angereist, ergänzte seine sechs Festivalbändchen damit gleich um ein weiteres.

Ihn interessierten wie seine Freunde Kai (19) und Kelly (17) als Screamo-Anhänger vorrangig die Bands auf der „Da hinten“-Bühne, darunter die Lokalmatadoren von „On the run“. Schon allein ihretwegen unternahm der Gladbacher Guido Nilgen am Samstag einen kurzen Familienausflug auf das Festivalgelände.

Zusammen mit seiner Frau, den beiden neunjährigen Zwillingsmädchen und dem dreijährigen Jungen hörten sich die Fünf — ausgerüstet mit ausgeliehenen Kopfhörern — den Old-School Hardcore-Punk der Band an, bei der ein Freund der Schwester Schlagzeug spielt.

Ein weiteres Heimspiel und seinen zweiten Live-Auftritt überhaupt feierte Thomas Allan, Gladbacher mit britischen Wurzeln. Der 19-jährige Sänger eröffnete das Festival am Samstag auf der großen „Da vorne“-Bühne und unterhielt bestens mit Brit-Rock à la Babyshamples.

Als er mit seiner Begleitcombo den The Who-Klassiker „My Generation“ anstimmte, lösten sich nicht nur kurz die Wolken auf, sondern verschwammen die Musikgrenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit.

Alles andere als altbacken klang auch der Sound der Berliner Rockabilly-Urgesteine Mad Sin. Die seit 25 Jahren bestehende Formation um den schwergewichtigen Frontmann Köfte DeVille heizte dem Publikum, das sogar in Bewegung geriet, bis 22 Uhr ein.

Einziger kleiner Wermutstropfen im friedlichen, feucht-fröhlichen Festivaltreiben war die kurzfristige Absage von „The Computers“: Die Überfahrt durch den Eurotunnel gestaltete sich für die britische Band zeitintensiver als gedacht.

Abseits vom musikalischen Geschehen präsentierten die Veranstalter noch ein buntes Rahmenprogramm mit zahlreichen Attraktionen. So traten auf der Bühne im stets gut gefüllten Kulturzelt Künstler wie der Poetry-Slammer Jonas Jahn auf oder bot das Familienbüro der Hochschule Niederrhein ein Kinderprogramm zum Thema „Klangwelten“. jek

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