Integration: Wie geht es weiter?

OB Bude will offenbar ein externes Büro beauftragen.

Mönchengladbach. Die Zahlen sprechen für eine Intensivierung des Engagements in der Integrationspolitik. Immerhin machen Menschen mit Migrationshintergrund bereits fast ein Fünftel der Bevölkerung der Stadt aus. Ein Trend, der sich verstärken wird. Denn bei den Drei- bis Sechsjährigen beträgt der Migrationsanteil über 40 Prozent. „Sie müssen an unserer Gesellschaft teilhaben“, folgert Klaus Schmitz. „Das geht nur durch Sprache und Bildung“, sagte Schmitz, als er noch Integrationsbeauftragter der Stadt war.

Entsprechend hat Schmitz während seiner Tätigkeit das Projekt Minze aus der Taufe gehoben, es ist beispielhaft für viele Kommune. „Integration fordern und fördern“, lautet das Motto, finanziert mit Geldern der Arbeitsagentur.

Mit der Zwangsversetzung Schmitz’ in die Kämmerei drückt die Verwaltungsspitze jedoch auf die Bremse. Schon bei der Vorstellung des Komm-In-Projektes durch OB Norbert Bude (SPD) im Integrationsrat wurde die Lücke offenbar. Das Projekt, für das bereits am 1. September 50 000 Euro Fördermittel bewilligt wurden, hatte Schmitz ausgearbeitet.

Es sieht vor, die Verwaltung interkulturell zu öffnen, indem sie einerseits ihren Nachwuchs auch aus Migranten rekrutiert, andererseits die bisherigen Mitarbeiter für den richtigen Umgang mit diesem Klientel schult. Thematisch orientierte Arbeitskreise sollen Handlungsfelder erarbeiten, Maßnahmen vorschlagen und mit Zielindikatoren versehen, anhand derer der Erfolg der Maßnahmen überprüft werden kann.

Bis zum 29. Februar muss dann ein interkulturelles Gesamtkonzept erarbeitet sein, doch momentan ist noch kein einziger Arbeitskreis gebildet. Befragt danach, wer das Projekt betreuen soll, sagt Bude, dass damit ein externes Büro beauftragt werde. Jede weitere Diskussion verschiebt er in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Integrationsrates.

Auch Ozdin Serdar und Ulus Lement beobachten die Debatte und betrachten die Vorgänge um Schmitz, die WZ berichtete, mit Sorge, wie sie sagen. Beide gehören zum Vorstand des türkischen Elternvereins in Gladbach. Deren Mitglieder versuchen „bildungsfernen muslimischen Familien“ die Chance durch Bildung zu verdeutlichen. „Ohne Sprache und Bildung geht nichts in einem fremden Land“, sagt der SAP-Berater, der seit fast 40 Jahren in Deutschland lebt. „Klaus Schmitz hat unsere Arbeit immer unterstützt. Vom Integrationsrat haben wir nichts gemerkt.“ Er ist gespannt, wie die Lücke, die Schmitz hinterlässt, nun geschlossen werden soll. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, sagt er.

Interessant auch dies: Im eher ländlichen Rheindahlen- Mitte beträgt der Migranten-Anteil 14 Prozent, in Holt fast 18 Prozent, in Odenkirchen- und Wickrath-Mitte mehr als 20 Prozent.

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