Jugendliche beeindrucken beim Vorlesewettbewerb

16 Schüler beeindruckten beim Vorlesewettbewerb mit ihrem lebendigen Vortrag.

Jugendliche beeindrucken beim Vorlesewettbewerb
Foto: JOERG KNAPPE

Mönchengladbach. Aufgeregt sitzt die elfjährige Hannah in der ersten Stuhlreihe in der Stadtbibliothek.

Sie hat sich als Schulsiegerin im Gymnasium an der Gartenstraße durchgesetzt und tritt beim Stadtentscheid gegen 15 andere Sechstklässler an.

Dann ist es soweit — Hannah liest eine Stelle aus einem ihrer Lieblingsbücher vor: „Leon und der falsche Abt“ von Eva Maaser. Der Waise Leon lebt im Kloster, weil sich ein netter Abt seiner angenommen hat. Als dieser stirbt, möchte der neue Abt, dass Leon in seine alte Heimat zurückkehrt. Leon findet heraus, dass etwas mit dem neuen Abt nicht stimm.

Drei Minuten hat Hannah Zeit, um eine Textstelle vorzutragen. Sie hat eine Stelle ausgesucht, in der Leon und Anna zwei Verdächtige beobachten. Durch Betonung und Tempowechsel schafft Hannah es, die Spannung der Textstelle zu transportieren.

Mehr als 600 000 Kinder aller Schularten beteiligen sich jährlich am bundesweiten Vorlesewettbewerb. Nach dem Schulsieg führen die Etappen über Stadt- beziehungsweise Kreis-, Bezirks- und Länderebene bis zum Bundesfinale im Juli. „Die Kinder lernen, sich mit Büchern auseinanderzusetzen“, sagt Astrid Eickelpasch, Filialleiterin der Mayerschen Buchhandlung.

„Dadurch, dass sie den Text selbst wählen, lernen sie viele unterschiedliche Genres kennen.“ So reichen die Texte von den 16 Schülern vom Gespenst im Keller über die Freundschaft zu einem Delphin bis zur Situation der Juden im „Dritten Reich“. Eickelpasch: „Zudem steigern die Kinder Selbstbewusstsein und Kreativität.“

Hannah gefällt es beim Lesen besonders gut, „in eine andere Welt abzutauchen“. Mit dem Vorlesen möchte sie „andere Menschen begeistern“. Dabeisein ist für sie das Wichtigste. Aber natürlich würde sie sich auch freuen, zu gewinnen. Dazu muss sie jetzt erst einmal die vierköpfige Jury überzeugen.

„Bewertungskriterien sind unter anderem die Textauswahl“, sagt Jurymitglied Ursula Schmidt-Coenen, Lektorin für Kinder- und Jugendliteratur. Hier werde geschaut, ob der Text dem Alter angemessen ist und ob viel wörtliche Rede vorkommt. Auch Lesetechnik und Interpretation seien wichtig. „Es haben sich schon ein paar herauskristallisiert“, sagt Schmidt-Coenen nach der ersten Runde.

Nun müssen Hannah und ihre 15 Mitstreiter beim Fremdtext überzeugen. Zwei Minuten muss Hannah aus „Die kleine Hexe Ida“ von Bettina Obrecht vorlesen. Schmidt-Coenen: „Hier zeigt sich, ob die Kinder wirklich gut lesen können.“ Hannah überzeugt die Jury und gewinnt den Stadtentscheid. „Sie hat sowohl Wahl- als auch Fremdtext überzeugend gelesen“, sagt Eickelpasch begeistert.

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