Konzept: Neue Hochschule im JHQ?

Das Land hat ein Gladbacher Konzept für eine Fachhochschule für Energie als einen von elf Anträgen auf Neugründung aufgenommen.

Mönchengladbach. Stadtvertreter wurden gestern von den Ereignissen gewissermaßen überholt. Was sie zunächst als Konzept für eine neue Fachhochschule für Energie entwickelt hatten und NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (CDU) zur wohlwollenden Betrachtung schickten, landete gleich bei den Anträgen auf Neugründungen.

Insgesamt elf Anträge gingen für den aktuellen Wettbewerb zu Aus- und Neubau von Fachhochschulen in Düsseldorf ein (lesen Sie auch S. 23, Niederrhein).

Dass die Idee so schnell berücksichtigt würde, damit hatte man in Gladbach nicht wirklich gerechnet. Obwohl Oberbürgermeister Norbert Bude die Dringlichkeit bei Pinkwart betonte. Bei der Stadt hoffe man, mit dem Standort der neuen FH gleichzeitig ein großes Problem zu lösen, vor dem die Stadt steht: ein leer stehendes Joint Headquarter (JHQ), wenn die Briten abgezogen sind.

Einher geht ein immenser Verlust an Arbeitsplätzen. Und das in einer Stadt, die das Sterben der Textilindustrie erlebt. Auch neue Jobs könnte die FH bringen. Im JHQ sieht Bude "schon jetzt eine Campus-Struktur wie an amerikanischen Universitäten".

Es geht um eine FH, wie es sie in dieser Form noch nicht gibt, nämlich mit Energie-Studiengängen aller Facetten. Die städtische Wirtschaftsförderung WFMG hat auf Anregung verschiedener Energiewirtschafts-Unternehmen ein Konzept entwickelt.

Es ist klar, dass sich in NRW einige Hochschul-Studiengänge mit Energietechnik und -wissenschaft beschäftigen. "Eine umfassende Konzentration auf das Thema erfolgt aber an keiner Stelle", sagt WFMG-Geschäftsführer Ulrich Schückhaus. Vor allem eine Kombination von Energietechnik und -wirtschaft sei Mangelware. "Auch eine interdisziplinäre Betrachtung der Energie erfolgt in NRW bisher kaum."

Für den Standort Mönchengladbach, betonte Bude im Brief an Pinkwart, spreche die Nähe zu Forschungseinrichtungen wie dem Forschungszentrum Jülich oder zu den Braunkohleaktivitäten von RWE Power. Viele regionale Anbieter seien im Bereich regenerativer Energien aktiv. Außerdem gebe es beispielsweise Maschinenbau- und Elektrotechnik-Unternehmen, die unmittelbar mit dem Thema zu tun hätten.

Unterstützerschreiben wurden Pinkwart ebenfalls übersandt: von der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, der NVV AG, der Wattsolar GmbH und Areva Energietechnik. Sie seien nicht nur an Absolventen der FH interessiert, sondern auch an einem Forschungs-/Entwicklungszentrum, um neue Technologien zu erproben.

Dafür gebe es, so die Stadt, auch "landwirtschaftliche Versuchsflächen". Interessant sei die Nähe zur Grenze für möglicher Kooperationen mit den Nachbarn.

Gladbach könnte ein "Zukunftsthema langfristig besetzen", so Bildungsdezernent Gert Fischer. Endliche Energieressourcen, endlose Preisspiralen bei Benzin, Heizöl, Gas und Strom beschäftigen Verbraucher, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

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