Krypta: Wo der Teufel Karten spielte

Der älteste Teil des Münsters liegt unter der Erde. Dort liegt auch der heilige Adelbertus begraben.

Mönchengladbach. Die liebste Legende der Gladbacher rankt sich um das Grab des heiligen Adelbertus in der Krypta des Münsters. Während des 30-jährigen Kriegs vertrieben sich Soldaten die Zeit mit Kartenspielen und verwendeten den Sarg des Adelbertus als Spieltisch.

Nach einiger Zeit kam ein Unbekannter dazu, der von nun an ständig gewann. Als die Soldaten alles andere verloren hatten, schlug der Unbekannte vor, um ihre Seelen zu spielen. Die Soldaten verloren auch dieses Spiel. Doch als der Teufel - denn selbstverständlich war er der unbekannte Spieler - seinen Gewinn forderte, begann die Glocke des Münsters zu läuten.

Der Teufel schlug vor Wut auf die Grabplatte, die heute noch einen Sprung aufweist und floh durch das Fenster. "Dieses besondere Fenster der Krypta, das Teufelsfenster, schließt bis heute nicht richtig", beschließt Münsterführerin Ulrike Engelke ihre Geschichte.

Ulrike Engelke gehört zum Verein "Lebendiges Münster" und kennt so manche Geschichte und viele überraschende Details über die Krypta, den ältesten erhaltenen Teil der Kirche, der unterhalb von Chor und Sakristei liegt.

Wenn man die Stufen neben dem Altarraum hinuntergeht und den unterirdischen Raum betritt, ist es kühl, aber keineswegs dunkel. Bunte Glasfenster, in den 80er Jahren von Georg Meistermann neu gestaltet, setzten leuchtende Akzente.

Denn der Raum liegt nicht komplett unter der Erde. "Die dreischiffige Krypta stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde früher nur für Gottesdienste der Mönche des angrenzenden Klosters verwendet", erzählt Engelke. Die zwei Altäre der Seitenschiffe sind St. Andreas und selbstverständlich dem heiligen Vith, Schutzpatron der Stadt, gewidmet.

Eine besondere Geschichte erzählt die Münsterkennerin auch zu einer kleinen Heiligenfigur im rechten Seitenschiff der Krypta. "Das ist die heilige Apollonia. Sie ist die Patronin der Zähne, weil man ihr bei ihrem Märtyrertod alle Zähne aus dem Mund gerissen hat. In diesen kleinen Opferstock haben deshalb früher Mönchengladbacher Mütter nach der Geburt eines Kindes 32 Pfennige geworfen, für jeden Zahn einen Pfennig."

Der Fußboden von Münster und Krypta liegt meist unbeachtet zu Füßen der Besucher, dabei ist er einen besonderen Blick wert. Wer aufmerksam hinsieht, kann Schriften oder Bilder auf den Steinen erkennen. "Der Boden musste nach dem Einsturz des Münsters im Zweiten Weltkrieg erneuert werden", erklärt Ulrike Engelke.

"Da stiftete die Druckerei Kühlen alte Steinplatten, die früher zum Drucken verwendet worden waren." Und so finden sich auf dem Boden Umrisse von Gesichtern, Abdrücke von Siegeln oder spiegelverkehrte Inschriften, besonders an den Stellen, die nicht so häufig begangen werden.

Heute wird die Krypta häufig für Kunstausstellungen, aber auch für Meditationen und besondere Andachten genutzt.

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