Küken in der Tonne entsorgt

Kirsten Hilgers nahm die Dohlen auf. Sie hat Anzeige gegen die Tierquäler erstattet.

Mönchengladbach. Müll trennen ist eigentlich eine gute Sache. Doch was an der Hansastraße in Bettrath in der Braunen Tonne landete, ist unfassbar: ein Nest mit drei lebenden Dohlenküken. Nachbarn wunderten sich über die Geräusche, die aus der Tonne kamen und schauten nach. Die Feuerwehr rettete die Küken schließlich aus ihrem stinkenden Gefängnis und brachte die Waisen zu Kirsten Hilgers.

Sie zieht seit 30 Jahren Vögel auf und arbeitet ehrenamtlich in der Gladbacher Greifvogelstation. „Ich bin von dieser unglaublichen Tierquälerei entsetzt“, sagt die 43-Jährige, die in Windberg wohnt.

Wer die Küken wie Abfall entsorgt hat, steht noch nicht fest. Vermutlich wurde das Nest bei einem Kamin-Neubau im alten Schacht entdeckt — Dohlen sind typische Kaminbrüter. „Dann haben die Hausbesitzer oder die Arbeiter der Kaminfirma die Küken weggeworfen“, schätzt Hilgers.

Mittlerweile sind die Drei putzmunter. Bei ihrer Ankunft war das anders. Mehrere Stunden in einem dunklen, engen Behälter mit wenig Sauerstoff: „Die Kleinen waren ganz schön platt.“ Traubenzuckerlösung und Hühnerfleisch brachten den Dohlenkreislauf aber auf Trab.

Die Ersatznahrung scheint den Küken gut geschmeckt zu haben. „Direkt am nächsten Morgen haben mich die hungrigen Schreihälse um sechs Uhr geweckt.“

Ab sofort kann Kirsten Hilgers wieder länger schlafen. Sie hat die Küken bei einem Bekannten in Dortmund untergebracht. Der Krähen- und Dohlenexperte hat ein sogenanntes „Ammenpärchen“, dem er die Küken untergeschoben hat. „Jetzt müssen wir abwarten, ob sie die fremden Küken annehmen“, erklärt Hilgers. Eine natürliche Aufzucht sei immer besser, als eine von Menschenhand. „Dohlen werden sehr schnell zahm.“ Das Auswildern sei dann schwierig. „Eine meiner Dohlen hatte sich wie in der Natur üblich im Winter nach Süden aufgemacht. Nach drei Wochen saß sie wieder vor der Tür.“

Seit 30 Jahren zieht sie Vögel auf, doch Küken aus einer Mülltonne wurden bisher nicht bei ihr abgegeben. „Zum Glück. Aber der Bekannte aus Dortmund hatte leider schon einige ähnliche Fälle.“ Dabei sei es leicht, den Kamin gegen Nestbau zu schützen. „Es gibt in jedem Baumarkt Dohlengitter. Die kosten nicht viel und sind einfach anzubringen.“

Gegen die Tierquäler aus Bettrath hat Hilgers Anzeige erstattet. Sie hofft, dass die Schuldigen gefunden werden — und in Gladbacher Biotonnen nur noch Essens- und Gartenabfälle landen.

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