Nach Kiefer-OP: Die kleine Dionisia lacht wieder

Angolanerin erholt sich von einer komplizierten Kiefer-OP. Jährlich kommen 200 Patienten nach Deutschland.

Mönchengladbach. Dionisia hat zwar noch ein großes Pflaster auf ihrer Wunde am Kiefer, aber das kleine Mädchen aus Angola kann wieder lächeln: „Mir geht es gut“, übersetzt Dolmetscherin Raquel Schmitz für sie aus dem Portugiesischen. Am besten gefällt Dionisia an Deutschland, dass sie hier gesund geworden ist.

Zu Weihnachten wünscht sie sich einen Topf, um ihr Lieblingsessen zu kochen: „Das ist Reis“, flüsterte die Siebenjährige Raquel Schmitz verschüchtert ins Ohr. Lange konnte Dionisia so etwas nicht essen. Zwei Jahre hatte sie große Schmerzen und konnte nur flüssige Nahrung zu sich nehmen: „Ihr Kiefer war in einem Zustand, wie ich das bei so jungen Kindern hier in Deutschland nur selten erlebe“, sagt Johannes Hidding. Das Mädchen aus Afrika wird von dem Chefarzt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am Krankenhaus Bethesda behandelt.

Nach Deutschland kam sie durch die Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International, Oberhausen, die dafür sorgt, dass bedürftige Kinder in Kriegs- und Krisengebieten medizinisch versorgt werden. Dionisia litt unter den Folgen eines Kieferbruchs, der in ihrem Heimatland nicht richtig behandelt werden konnte. Deshalb hatte sich die Verletzung so stark infiziert, dass das Mädchen aus einer offenen Wunde an Hals und Gesicht eiterte. In den Mundraum ragten Spitzen zerstörter Knochen.

Zunächst musste Hidding die Entzündung mit Antibiotika behandeln, um dann operieren zu können: „Wir haben Knochen des Kiefers entfernt, Bindegewebe und Kapseln waren zerstört“, sagt der Kieferchirurg.

Wie Dionisia zu der Verletzung kam, weiß niemand: „Sie spricht nicht darüber“, sagt Günter Wulf, Mitarbeiter der Kinderhilfsorganisation. Ihr behandelnder Arzt geht anhand der schweren Verletzung von einer großen Gewaltanwendung aus.

Fünf bis sechs solcher Notfälle behandelt Hidding jährlich. Zweimal im Jahr kommen rund 100 Kinder aus Angola ins Friedensdorf, die dann an ein Krankenhaus weitergeleitet werden. Dionisias Behandlung — für die das Bethesda fast 10 000 Euro aufbringt — besteht aus zwei Schritten. Zurzeit ist das Mädchen im Friedensdorf, um sich von der Operation zu erholen. Wenn die Wunde geheilt ist und es keine Entzündung gibt, beginnt Johannes Hidding mit dem Wiederaufbau des Kieferknochen-Gelenks: „Wir werden Dionisia eine Rippe entnehmen, die mit dem bestehenden Knochen verwachsen und das fehlende Gelenk ersetzen soll“, so der Arzt. Die Siebenjährige hat gute Chancen, dass die Rippe so weiterwächst wie ein normaler Kieferknochen.

Vielleicht kann Dionisia im Mai zurück zu Mama, Papa und den fünf Schwestern nach Angola fliegen. Sie spricht wenig Deutsch: „Danke“, flüstert sie und lächelt.

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