Polizei jagt Fohlen durch die Stadt

Im Internet sind die Aufnahmen von der tierischen Verfolgungsjagd ein Hit. Eine Polizistin wurde leicht verletzt.

Polizei jagt Fohlen durch die Stadt
Foto: Titz

Knapp zwei Minuten lang ist das verwackelte Video, das eine Gladbacher Polizistin mit ihrem Handy aus dem fahrenden Streifenwagen heraus machte. Millionen haben es seit Sonntag im Internet gesehen. Die drei ausgebrochenen Fohlen, die 90 Minuten in großem Tempo lang zum Teil mitten durch die Rheydter City jagten und nicht einzufangen waren, sind zu Internet-Stars geworden.

Polizist

Das liegt nicht nur am Fall an sich, der zu Schlagzeilen mit Fußball-Assoziationen taugt: „Polizei jagt Fohlen durch Mönchengladbach.“ Das liegt sicher auch an den Original-Dialogen der Streifenbesetzung mit der Leitstelle. „Wo steht Ihr denn gerade mit den Pferden?“, kommt die Frage über Funk. „Stehen? Die galoppieren gerade die Odenkirchener Straße Richtung Odenkirchen — im Schweinsgalopp“, kommt die Antwort aus dem Streifenwagen. Später heißt es dann: „Querstellen kannst Du vergessen. Die rennen am Auto vorbei.“

So amüsiert das Netz über die wilde Fohlen-Jagd ist (online gab es zum Beispiel den Kommentar: „Die sind unterwegs in die Champions League“), so bedrohlich war die Jagd für die Tiere, die Polizei und unbeteiligte Verkehrsteilnehmer. Mehrfach stürzen die drei Fohlen bei ihrer panischen Flucht, streifen stehende Autos. Mehreren Autos, darunter auch einem Bulli und einem Passat der Polizei, fehlen am Ende Außenspiegel. Andere haben Beulen. Eine Polizistin, die selbst reitet, versucht die Pferde zu beruhigen. Dabei wird sie am Fuß verletzt.

Nachdem die Pferde am Pfingstsonntag um kurz vor sieben Uhr auf einer Weide an der Sonnenstraße ausgebrochen sind, laufen sie unter anderem über Düsseldorfer Straße und Hauptstraße zur Nordstraße. Dort versucht die Polizei die Tiere mit acht Streifenwagen einzukesseln, Flatterband wird gespannt. Doch die Tiere lassen sich nicht beruhigen und rasen über die Odenkirchener und Giesenkirchener Straße weiter. Die Polizisten versuchen, die eigene Reiterstaffel und Tierärzte zu erreichen. Doch am frühen Morgen des Pfingstsonntag ist zunächst niemand verfügbar, der weiß, wie man wild gewordene Pferde bändigt.

Zum Glück sind wegen der frühen Uhrzeit noch wenige Autos unterwegs. Denn die Pferde rennen im Zickzack über einige der am meisten befahrenen Straßen der Stadt, wechseln wild die Spuren. Als die Fohlen immer weiter stadtauswärts streben, schickt die Polizei einen Hubschrauber nach oben. Die große Sorge: die nahe A 46. Sollten die Tiere in die Nähe der Autobahn kommen, müsste die Polizei sie im Zweifel erschießen. Bei einem Zusammenstoß auf der Autobahn könnten sonst auch Menschen getötet werden.

Erst in Giesenkirchen gelingt es schließlich, die Pferde auf eine Weide zu treiben. Mitarbeiter eines Reiterhofes helfen, die Tiere zu beruhigen. Ein Tierarzt versorgt die Wunden der Fohlen. Am Mittag werden sie von ihrer Besitzerin, die in Rheydt lebt, abgeholt. Die hatte zunächst gar nichts von dem Ausbruch ihrer Tiere mitbekommen und ist glücklich, dass das Ganze vergleichsweise glimpflich endet: eine leicht verletzte Polizistin, kleinere Wunden bei den Tieren und Blechschaden an ein paar Autos. „Es hätte viel schlimmer kommen können“, sagt ein Polizist.

Bezahlen muss die Pferdehalterin den aufwendigen Polizeieinsatz übrigens nicht. Die Polizei bittet den Bürger nur zur Kasse, wenn sie vorsätzlich falsch alarmiert wurde. Für den Schaden an den Autos wird die Tierhalterin jedoch aufkommen müssen.

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