Polizei stoppt Rocker-Aufmarsch

Mit einem Großaufgebot hat die Polizei am Samstag einen Aufzug von mehr als 50 Rockern verhindert.

Die Mönchengladbacher Polizei hatte Verstärkung angefordert.

Die Mönchengladbacher Polizei hatte Verstärkung angefordert.

Foto: Isabella Raupold

Mönchengladbach. Die Polizei war gewarnt. Sie hatte einen Hinweis bekommen: Mitglieder der Rockergruppe „Clan 81“ wollten am Samstagabend in der Altstadt ihre Macht demonstrieren. Eingeschüchtert werden sollte der in Mönchengladbach ansässige Motorrad-Club „Gremium“, der am Gerstacker sein Vereinsheim hat. Der „Clan 81“ sympathisiert mit den berüchtigten Hells Angels. Die Acht im Clubnamen steht für den Buchstaben H, die Eins für A. „Gremium“ soll dem Rockerclub Bandidos nahestehen, der mit den Hells Angels tief verfeindet ist.

Gegen 18 Uhr hatte sich im Bereich des Mönchengladbacher Hauptbahnhofs eine etwa 40-köpfige Gruppierung vom Clan 81 versammelt, die sich zu Fuß in Richtung Altstadt bewegte. Die Polizei stoppte die Rocker auf dem Weg dorthin. Zeugen berichten, dass dabei auch McDonalds gestürmt wurde. Polizeisprecher Jürgen Lützen konnte das gestern nicht bestätigen, wohl aber, dass sich im Laufe des Abends die Anzahl der angereisten und kontrollierten Rocker auf über 50 erhöhte. Von allen Männern wurden die Personalien festgehalten, 15 wurden in Gewahrsam genommen und anschließend wieder entlassen. „Es ist zu keiner Straftat gekommen“, sagt Jürgen Lützen, auch hätten die Männer keine Waffen bei sich getragen. Dennoch habe man ein ganz klares Zeichen setzen wollen, dass man keinen Rockerkrieg in der Stadt dulde. Dass es am Samstagabend in der Altstadt ruhig blieb, sei dem konsequenten Eingreifen der Polizei zu verdanken. Neben den eigenen Beamten seien auch Einsatzkräfte von mehreren Hundertschaften, die von Fußballspielen zurückkamen, herangezogen worden, sagt der Polizeisprecher.

Denn das Rockertreffen vom 21. Januar 2012 in der Gladbacher Altstadt ist der Polizei noch in Erinnerung. Damals kam es zu einer Massenschlägerei zwischen etwa 100 Rockern der verfeindeten Gruppen Hells Angels und Bandidos sowie deren Unterstützer. Augenzeugen berichteten von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“. Zunächst hatte sich eine größere Gruppe von Bandidos am Alten Markt versammelt. Die in Kutten gekleideten Rocker zogen anschließend geschlossen zu einer Diskothek, wo sie auf eine etwa gleich große Gruppe Hells Angels stießen. Dort eskalierte die Situation. Es kam zu einer Schlägerei, bei der auch Messer eingesetzt wurden. Vier Männer wurden schwer verletzt. Anschließend ging die Polizei hart gegen die kriminellen Rocker vor. Es gab Großrazzien in 19 Städten. Immer mit dabei Spezialeinsatzkräfte (SEK). Denn alle Tatverdächtigen galten als extrem gewaltbereit. Sieben Vereinsheime sowie 37 Privatwohnungen und Geschäftsbetriebe wie Bordells wurden gestürmt. 120 Gerichtsbeschlüsse wurden dafür benötigt. Bei den Durchsuchungen stießen die Beamten auf etliche Zufallsfunde — Hinweise auf Straftaten, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Rocker-Krieg in Mönchengladbach standen. 32 neue Verfahren wurden eingeleitet, angefangen beim Verdacht auf Menschenhandel bis hin zu unerlaubten Waffenbesitz und Drogenhandel.

Am Samstag hat die Polizei gegen alle aufgegriffenen Mitglieder vom „Clan 81“ Platzverweise ausgesprochen. Dies bedeutete für Mönchengladbacher ein Betretungsverbot der Altstadt und für Auswärtige ein Bereichsbetretungsverbot für das gesamte Stadtgebiet. Laut Polizeisprecher waren die Rocker aus verschiedenen Städten angereist. Bis gestern am frühen Morgen dauerte der Einsatz. Lützen: „Wir wussten ja nicht, ob sich die Gruppe an anderer Stelle wieder sammelt.“ Offenbar hatte die Polizei genügend Härte gezeigt: Die Rocker hielten sich an die Verbote. Sie waren ohne Kutte aufgetaucht und trugen auch keine verbotenen Vereins-Kennzeichen. Dennoch wusste die Polizei, mit wem sie es zu tun hatte. Lützen: „Wir kennen den Typus.“ In Mönchengladbach gibt es zwei Rockerclubs. Die „Outlaws“ und „MC Gremium“. Beide seien in jüngster Zeit nicht auffällig gewesen, berichtet der Polizeisprecher.

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