Prozess um Geiselnahme: Angeklagter untergetaucht

Mönchengladbach. Im Prozess um brutale Geiselnahme, Erpressung, Bedrohung und Misshandlung eines Geldboten gegen vier Türken und einen Deutschen aus Mönchengladbach ist ein 31 Jahre alter Angeklagter am Donnerstag nicht zum Prozess erschienen.

Sein Mitangeklagter (30) hatte ihn am vergangenen Freitag mit seinem überraschenden Geständnis schwer belastet.

Kurzfristig hatte Richter Lothar Beckers die vier Männer am Freitag vor einer Prozesspause festnehmen lassen — damit niemand fliehen könne. Am Ende hatten die Anwälte angekündigt, dass auch ihre Mandanten, einschließlich dem 31-Jährigen, am Donnerstag Erklärungen abgeben wollten. Daraufhin — und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass gerade der 31-Jährige durch eine deutsche Frau und zwei kleine Kinder über besondere familiäre Bindungen verfüge — entschied das Gericht, am Ende des Prozesstages alle Angeklagten wieder zu entlassen.

Der Verteidiger des 31-Jährigen berichtete am Donnerstag, sein Mandant sei zwei Tage zuvor noch bei ihm gewesen. Er habe dem Angeklagten gesagt, dass dieser unbedingt erscheinen müsse. Jetzt gibt es nach Angaben eines Gerichtssprechers einen Haftbefehl. Die Richter hätten sogar ein Urteil in Abwesenheit fällen können, aber so weit kamen sie noch nicht. Richter Beckers ordnete an, dass die verbleibenden drei Angeklagten ihre Einlassungen zur Tat nicht von ihren Verteidigern verlesen lassen sollten, sondern selbst erzählen müssten, was geschehen sei.

Dabei zeichneten diese das gleiche Bild wie der Geständige in der vergangenen Woche. Der 31-Jährige sei der Haupttäter, sie hätten vorher nicht gewusst, was in der Nacht ablaufen sollte, als das Opfer auf einer Höllenfahrt rund um Mönchengladbach gequält, geschlagen und mit dem Tod bedroht worden sei. Die fünf Täter müssen mit Haftstrafen von fünf Jahren an aufwärts rechnen — die noch Heranwachsenden unter ihnen mit entsprechend weniger.

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