Runter von der schiefen Bahn: Hilfe für kriminelle Jugendliche

Rehabilitation: Michael Holzportz hilft straffällig gewordenen Jugendlichen, ihr Leben wieder in einem legalen Rahmen zu planen.

Mönchengladbach. Fast täglich findet man Meldungen in den Medien, die von gewalttätigen Übergriffen berichten. Die Fallzahlen steigen - besonders junge Männer fallen unverhältnismäßig oft bei der Jugendgerichtshilfe auf. Doch es gibt Menschen, die diese Straftäter nicht aufgeben und versuchen, sie wieder in gerade Bahnen zu lenken. Einer davon ist Michael Holzportz. Der Diplom-Sozialpädagoge ist als Mitarbeiter der Stadt im Fachbereich Kinder, Jugend und Familie zuständig für Maßnahmen, die den Jugendlichen ihre Taten vor Augen halten.

Von Seiten der Gerichte bekämen sie zuerst Arbeitsstunden aufgebrummt, dann komme eine Ermahnung, erklärt er. "Wenn Gewalt mit im Spiel ist, werden sie zu einem Sozialen Trainingskurs oder Anti-Gewalt-Training verurteilt", sagt Holzportz. "Wir arbeiten dann konfrontativ", erläutert er das Vorgehen. "Wir versuchen sie dazu zu bewegen, die Opfer-Perspektive einzunehmen."

Darüber machen sich die Täter meist keine Gedanken. Auf dieser Basis sollen sie Handlungsalternativen für Konfliktsituationen entwickeln, auch wenn sie selbst Zuhause oft mit Gewalt aufgewachsen sind und diese zur Überlebensstrategie gehört. Über die Vernunft sind junge Männer in der Pubertät jedoch kaum ansprechbar.

In dieser verzwickten Situation, die Holzportz nicht einfach hinnehmen wollte, erfuhr er vom Projekt Rückspiegel, bei dem Strafgefangene in der JVA Willich auffällige Jugendliche mit dem Ende des Weges auf der schiefen Bahn konfrontieren. Eine Form der sogenannten "Peer education", die sehr wirkungsvoll ist (siehe Kasten).

"Fünf von sechs zugewiesenen Jugendlichen waren nach diesen Begegnungen willens, ihr Leben in legalen Bahnen zu planen", sagte Margret Danek von der Gefangenen Nothilfe Viersen, die dieses Projekt betreute. Weil Holzportz über die Zusammenarbeit mit Rückspiegel hinaus Alternativen suchte, stellte er über eine Bewährungshelferin Kontakt zu einem - nach Verbüßung seiner regulären Haftzeit - ehemaligen Strafgefangenen her, den er jetzt bei den Trainings teilweise mit hinzuzieht. "Der hat einen ganz direkten unmittelbaren Zugang", sagt er.

Ihm kommen sie nicht mit einer schlimmen Kindheit, mit schlechteren Chancen und daraus resultierend mangelnden Perspektiven. Die sind zwar nicht von der Hand zu weisen, sie sind aber keine Entschuldigung. Auch den ehemaligen Straftäter haben diese Argumente nicht davor bewahrt, viele Jahre seines Lebens im Gefängnis zu verbringen.

Und das wird auch den Jugendlichen nicht erspart bleiben, wenn sie ihr Leben nicht ändern. "Das spüren sie. Und das wirkt", sagt Holzportz. Der "Ex-Knacki", der ehrenamtlich mit Holzportz zusammen arbeitet, nehme ihnen auch den Irrglauben, dass sie selbst bei kriminellem Tun nicht erwischt werden. "Das habe ich früher auch gedacht", sagt der Mann lachend. Er hat seine Haftzeit genutzt, um zwei Ausbildungen zu absolvieren und sein Abitur nachzumachen. Jetzt studiert er Soziale Arbeit an der Hochschule Niederrhein.

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