Schicksale bleiben in Erinnerung

Seit 40 Jahren gibt es die Kinderklinik Neuwerk. Viel hat sich verändert. Als Mann der ersten Stunde berichtete Professor Dr. Michael Hertl aus der Anfangszeit.

Mönchengladbach. Wie viele kleine Patienten er gesund nach Hause entlassen konnte, weiß Professor Dr. Michael Hertl nicht mehr. Zu viele sind das gewesen. Denn der Kinderarzt war seit der Gründung der Kinderklinik Neuwerk als Chefarzt dabei. In diesem Jahr wird die Kinderklinik 40 Jahre alt, und bei einer Jubiläumsfeier blickte Hertl nun auf seine Arbeit im Neuwerker Krankenhaus zurück.

Angefangen hat alles am 18. Mai 1968, und laut Hertl hatte man "sichtlich auf eine Kinderklinik gewartet”. Hundert Betten, fünf Stationen auf dem damals besten technischen Stand und natürlich die Salvatorianerinnen warteten darauf, von kranken Kindern und Jugendlichen belagert zu werden.

Selbstverständlich erinnert Hertl sich an seinen ersten Patienten: Marcello, ein kleiner Junge mit sizilianischen Wurzeln, konnte nach acht Tagen entlassen werden. Auch andere Patienten und deren Schicksale sind Hertl im Gedächtnis geblieben. Das kleinste Frühchen, das in den ersten Jahren in Neuwerk zur Welt kam, wog gerade einmal 590 Gramm. Es kam durch, und zwanzig Jahre später traf Hertl die mittlerweile junge Frau - sie machte gerade eine Ausbildung zur Opernsängerin.

Ganz besonders stolz ist Hertl auf die Änderung der Besuchszeiten für Eltern. So richtete er eine tägliche Besuchsstunde ein. Denn mit das Wichtigste im Alltag einer Kinderklinik sei, den Trennungsschmerz von zu Hause zu überwinden.

Damit war die Kinderklinik Neuwerk ein Vorbild, dem viele andere Krankenhäuser folgten. Besonders am Herzen haben Hertl, wie er erzählt, immer die Gastarbeiterfamilien und deren Kinder gelegen. Damit diese Kinder auch richtig versorgt werden konnten, ließ er Anamnesebögen in verschiedenen Sprachen drucken - auch das wurde zum Vorbild für andere Kinderkliniken.

Bis 1991 war Hertl Chefarzt der Kinderklinik, dann übernahm Dr. Wolfgang Müller die Stelle, die er bis heute innehat. Er machte bei der Jubiläumsfeier vor allem deutlich, wie Kinderklinik in Zukunft funktioniert. Während kranke Kinder vor 30 Jahren im Durchschnitt elf Tage im Krankenhaus blieben, sind es heute nur noch fünf. Die Bettenbelegungen gehen immer weiter zurück, weil es immer weniger Kinder gibt. Davon ist auch Neuwerk betroffen.

Trotzdem sei es wichtig, dass die Kinderklinik im "Erwachsenenkrankenhaus" Neuwerk weiterhin existiere, betonte Müller. Denn nur so könnten Kinder effektiv behandelt werden. Die leitende Kinderkrankenschwester Monika Barten formuliert es so: "Wir sprechen die Sprache der Kinder und wissen, was ihnen fehlt.” Das sei neben der fachärztlichen Behandlung und der kurzen Wege für die Eltern besonders wichtig.

Ganz besonderer Dank galt beim Fest den "drei Engeln von Mönchengladbach”, wie Müller sie nannte. Rita Reine, Birgit Wilholt und Gundula Leenen sind das Mandala-Beratungsteam der Kinderklinik. Sie werden aktiv, wenn es um psychosomatische Erkrankungen geht, also Krankheiten, die keine körperliche Ursache haben. Vom Förderverein finanziert seien sie einmalig in Mönchengladbach.

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