Schlepper setzen elf Flüchtlinge aus

Viersen. Es herrschte Fassungslosigkeit und betretenes Schweigen, als Bürgermeister Günter Thönnessen und Sozialdezernent Dr. Paul Schrömbges die Politik über den jüngsten Vorfall rund um die Flüchtlingssituation in Viersen informierten: „Es waren wohl Schlepper, die die elf Iraker bis nach Süchteln transportiert und am Sonntag dort ausgesetzt haben“, erklärte Schrömbges.

„Die Menschen wurden sofort versorgt und sind inzwischen untergebracht.“ Und Bürgermeister Thönnessen ergänzte: „Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass es sich bei den Schleppern in der Regel um deutsche Staatsbürger handelt, die diesem menschenverachtenden Geschäft nachgehen.“

Kurz nach Mitternacht soll die Gruppe aus dem Irak in Süchteln angekommen sein. Die Schleppen hatten sich die Kreisstadt bewusst als Ziel ausgesucht, da im Umfeld bereits Verwandte leben, heißt es. In Süchteln waren die Iraker hoffnungslos überfordert, die Polizei wurde alarmiert. Die Beamten brachten die Flüchtlinge zur Wache. „Wir haben versucht, die Personalien aufzunehmen, soweit das möglich war“, erklärte Kriminalhauptkommissarin Antje Heymanns gestern auf Nachfrage.

In ersten Gesprächen gaben die Iraker an, in ihrem Heimatland vor den dortigen Isis-Terroristen geflohen zu sein. Parallel habe die Behörde unmittelbar das Ausländer- und das Ordnungsamt informiert. Diese sollen die elf Menschen später bei ihren Verwandten untergebracht haben.

Gleichzeitig stellen die aktuellen Flüchtlingszahlen die Viersener Verwaltung vor weitere Herausforderungen. „Wir haben derzeit rund 450 Flüchtlinge in Viersen, die Verwaltung rechnet damit, dass weitere 400 Menschen kommen werden“, so Schrömbges. Derzeit bemühen sich Mitarbeiter, „große Unterkünfte“ in der Stadt zu finden. Ein solcher Platz soll das Haus 6 an der Johannisstraße auf dem LVR-Gelände in Süchteln sein. Die Stadt will das Gebäude — dessen Abriss schon einmal diskutiert, dann aber aus technischen Gründen verworfen wurde — für 15 Jahre nutzen.

Die Verwaltung möchte das Haus sanieren, dafür soll sie es für diesen Zeitraum mietfrei zur Verfügung gestellt bekommen. Rund 120 Menschen werden dort ein Quartier bekommen, der Einzug ist für den 15. November vorgesehen.

Ebenfalls im Gespräch ist weiterhin die Nutzung des Kaiser’s- Verwaltungshauses auf dem Gelände an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße. Auch hier würde die Verwaltung in einem ersten Schritt 150 Flüchtlinge unterbringen, die derzeit noch in der Turnhalle am Ransberg leben.

Ein Umzugstermin war bereits für vergangenen Freitag geplant. „Dieser konnte nicht eingehalten werden. Der Vertrag mit der zuständigen Immobilienfirma ist noch nicht unterschrieben“, so Schrömbges. Das soll allerdings noch am heutigen Mittwoch erledigt werden. Nach internen Überlegungen der Verwaltung kann der Umzug dann am kommenden Dienstag durchgeführt werden.

Thönnessen dankte noch einmal ausdrücklich den vielen Viersener Bürgern für ihre ehrenamtliche Hilfe und Unterstützung in den vergangenen Wochen: „Die Menschen in Viersen haben damit ein wichtiges Zeichen gesetzt. Derzeit gibt es in der Stadt keinen Flüchtling, der in einem Zelt schlafen muss und das soll auch so bleiben“, so der Bürgermeister.

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