Schrotthändler: „Es geht um unsere Existenz“

Schrotthändler aus ganz Deutschland protestieren in Gladbach gegen ein Gesetz, das sie mehr als einschränkt.

Mönchengladbach. „Ich wäre traurig, wenn es keine fahrenden Schrotthändler mehr gäbe. Schließlich bin ich damit aufgewachsen“, sagt Giovanni. Seit er denken kann, fährt der Zehnjährige im Lastwagen seines Vaters mit. Sollte er irgendwann Lenkrad und Schrotthandel übernehmen, würde die sechste Generation in den Rheydter Familienbetrieb Schaak einsteigen.

Ob es soweit kommt, ist allerdings derzeit ungewiss: „Wir wissen nicht, wie es in Zukunft weitergeht“, sagt Giovannis Tante Barbara Schaak, die ebenfalls als fahrende Händlerin das Altmetall von Privathaushalten einsammelt.

Durch das seit dem 1. Juni 2012 gültige Kreislaufwirtschaftsgesetz fühlen sich die Schrotthändler in ihrer Existenz bedroht. Aus ganz Deutschland reisten sie an diesem Wochenende nach Mönchengladbach, um Zusammenhalt und Widerstand zu demonstrieren.

Startpunkt der Demo mit mehr als 100 Teilnehmern war der Kirmesplatz an der Eickener Saumstraße. Von dort aus fuhren sie mit ihren Fahrzeugen quer durch die City. „Wir fordern, dass man uns weiterhin unsere Arbeit machen lässt“, sagt Karin Wolfram. Die Hessin ist in der Interessengemeinschaft gewerblicher Schrotthändler (IGAS) organisiert, die einen Verwaltungsjuristen beauftragt hat.

Der kritisiert vor allem die „schwammige Auslegbarkeit“ des neuen Gesetzes. Es sieht vor, dass die gesamte Abfallwirtschaft — also das Sammeln, Sortieren, Verwerten und Entsorgen von Schrott — von der Kommune geregelt wird. In Gladbach entscheidet das städtische Ordnungsamt darüber, ob ein Schrotthändler weitermachen kann oder nicht.

Reine Willkür, glauben die Betroffenen: „Noch haben wir alle die Zusage bekommen. Aber wie sieht es im nächsten Jahr aus?“, fragt sich der Gladbacher Händler Wolfgang Schmitz, und Barbara Schaak ergänzt: „Wir müssen für unsere Kinder, für Mieten und Lebensunterhalt aufkommen. Ohne unser Auskommen landen wir alle bei Hartz-IV.“

Auch die Existenz der Schrottplatzbesitzer und Metall-Recycling-Unternehmen sei durch das Gesetz bedroht. „Wir mussten schon Leute entlassen“, sagt Karin Wolfram, die einen Platz betreibt. Sie glaubt, dass neben den städtischen Entsorgungsunternehmen die Großkonzerne am Ende der Kreislaufwirtschaft am meisten von der Neuerung profitieren: „Die Stahlindustrie kann die Altmetallpreise drücken.“

Dabei sorgten die Schrotthändler dafür, dass die Entsorgung regelgerecht verlaufe: „Wir holen den Leuten den Schrott vom Dachboden und aus Kellern. Sofort auf dem Wagen wird sortiert und reines Metall von anderem Material getrennt“, sagt Händler Heinz Griesbaum aus Würzburg.

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