Hazard sammelt Punkt um Punkt

Der Belgier findet gegen Stuttgart die von seinem Trainer geschätzte Tiefe.

Mönchengladbach. Es sind die Details, auf die Lucien Favre achtet. Darum hat Thorgan Hazard bei Borussias Trainer mit seinem Kurzeinsatz gegen den VfB Stuttgart (1:1) sicher Pluspunkte gesammelt. Hazard, soeben eingewechselt, sprintete in den freien Raum vor des Gegners Tor, der heute Tiefe heißt, und bekam den Ball von Christoph Kramer perfekt serviert. „Ein toller Pass, leider habe ich nur den Pfosten getroffen. An einem anderen Tag geht so etwas rein“, sagte Hazard.

Was wäre das für ein Einstand für den jungen Belgier gewesen: das erste Bundesligaspiel, das erste Tor. Dann hätte die große Öffentlichkeit gesagt: ein toller Stürmer. Favre braucht indes keine Tore, um einen Angreifer seines Gustos zu erkennen. Hazard gehört dem FC Chelsea aus London, dort ist José Mourinho Trainer. Bei Borussia soll der 21-jährige Hazard während des Ausleihgeschäftes reifen. Möglich, dass Mourinho sich im Borussia-Park auch mal vom Stand der Dinge überzeugt. Wäre der Startrainer am Montag zum Morgentraining da gewesen, hätte er Hazard bei einer Sonderschicht beobachten können: Lucien Favre ließ ihn und die Jungspunde Mo Dahoud, Nico Brandenburger und Marvin Schulz Ballgefühl üben. Das sind die Momente, in denen Favre seinem Ruf gerecht wird, Spieler besser zu machen. Hazard wurde geholt, weil er sehr vielseitig ist.

Gegen Stuttgart kam er für Branimir Hrgota ins Spiel, den Mittelstürmer. Er kam zusammen mit Fabian Johnson und Christoph Kramer, um den Rückstand gegen die Schwaben noch wettzumachen. Das gelang. Mit dem Trio kam neuer Schwung — auch dank Hazard. Er war umtriebig, wendig und zeigte sein Gespür für den Raum. Dass er auch Tore machen kann, hat er in der Vorbereitung gezeigt. Gegen den VfB ist er ein großes Stück mehr angekommen in Favres Fußballwelt.

In der vergangenen Saison war Max Kruse der Prototyp des Zentralstürmers Favrescher Prägung. Kruse ist nun auch wieder da nach seiner Harnleiter-OP, spätestens am Sonntag in Freiburg will er wieder im Kader sein. Die Konkurrenz hat sich derweil formiert: Branimir Hrgota schoss vier Tore in drei Pflichtspielen. Doch der junge Schwede ist nicht so aktiv am Spiel beteiligt wie Kruse. Trifft er nicht, fehlt Hrgota noch etwas. Hazard, von Haus aus Mittelfeldspieler, ist mehr eingebunden ins Spiel, doch sein Torinstinkt ist weniger ausgeprägt als bei Hrgota.

Es ist durchaus denkbar, dass Favre Hazard morgen gegen Sarajevo erstmals von Beginn an die Chance gibt. Was jedoch den drei Kandidaten für die „Neun“ fehlt, ist ausgesprochene Kopfballstärke. Hrgotas Kopftreffer in Sarajevo war eher ein Abstauber. Gegen Stuttgart produzierte vor allem Ibrahima Traoré fleißig Flanken, doch meist fehlte ein Abnehmer. Einmal kam Raffael zum Kopfball, doch der Brasilianer spielt zwar mit Köpfchen, doch der Kopfstoß ist seine Spezialität nicht. Langfristig beobachten die Gladbacher deswegen den Stürmermarkt, falls jemand realisierbar wäre, der Körperlichkeit mitbringt und in der Luft Stärken hat.

Doch Lucien Favre ist ein Tüftler und hat Spieler mit vielen Talenten. André Hahn zum Beispiel, der als Flügelstürmer schon zweimal traf. Er kann auch die zentrale Position übernehmen. „Er ist 185 Zentimeter lang — und kann auch den Kopfball. Das ist ein Detail, das Lucien Favre für den Fall der Fälle sicher abgespeichert hat.

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