Juan Arango, wer sonst?

Der Venezolaner und Mike Hanke sichern ein glückliches 2:0 gegen Mainz 05.

Mönchengladbach. Der Chef war sein erster Gratulant. Dabei zählt Lucien Favre nicht zu den großen Jublern unter den Bundesliga-Trainern. Aber nach dem Kunststück von Juan Arango war es auch um den Gladbachs Trainer geschehen. Der Schweizer lief auf den mit ausgebreiteten Armen auf dem Rasen sitzenden Juan Arango zu.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Schuss den Torschützen gleichsam auf den Hosenboden befördert. Von dort beobachtete der Venezolaner, was er da gerade mit seinem Geniestreich von der Seitenauslinie angestellt hatte. Der Ball senkte sich aus 40 Metern punktgenau auf die Torlinie und sprang zur Verzückung der Fans ins Netz — 2:0 (63.). Der eingewechselte Mike Hanke hatte fünf Minuten zuvor das 1:0 (58.) erzielt.

Borussia Mönchengladbach gewinnt das letzte Heimspiel des Jahres, in dem der FSV Mainz 05 die aktivere Mannschaft, jene mit den besserern Torchancen, aber ohne formidablen Individualisten ist. Wie Arango einer ist. Und klettert auf Platz acht, einen Zähler hinter den Europa-League-Plätzen.

„Diese Saison macht er unglaubliche Tore“ sagte Favre. „Er hat verstanden, dass wir ihn unbedingt brauchen.“ Arangos Tore sind keine normalen. Jedes seiner fünf Ligatreffer ähnelt einem Kunstwerk.

Zwei Freistöße — gegen Hoffenheim und Hannover — drei weitere Kunstschüsse aus dem Spiel heraus, gegen Franfurt aus 35 Metern, gegen Wolfsburg aus 25 Metern und am Sonntag gegen Mainz aus 40 Metern. „Irgendwie liegen mir die schweren Tore mehr als die einfachen“, sagte der 32 Jahre alte Edeltechniker, der eine stetige Aufwärtsentwicklung genommen hat, seit Favre die Gladbacher trainiert.

„Er hat mir Vertrauen gegeben, und ich habe das genutzt“, sagte der Venezolaner, dem Ex-Kollege Reus den Spitznamen „Chiller“ verpasst hat. Weil Arango es gerne entspannt mag. Sein Credo: Der Fußball muss auch ein paar Freiheiten erlauben.

„Sogar nach drei Jahren komme ich manchmal noch zu spät zum Training.“ Aber wer solche Tore schießt, genießt bei den Fans Narrenfreiheit und wird von den Verantwortlichen mit Samthandschuhen angefasst.

Auch Arangos Tore haben Gladbach in der zweiten Saisonhälfte der Hinrunde zu neuer Stabiltät verholfen. Mit dem Erfolg im gestrigen 26. Saisonspiel — ob Bundesliga Europa League, Champions League oder DFB-Pokal — behauptete sich die Mannschaft im Mittelfeld, verlor nur zwei der letzten 13 Spiele.

Und so schaut Favre selbstbewusst auf den Hinrundenabschluss bei Bayern München. „Ich glaube immer daran, überall etwas holen zu können — auch in München. Das wird natürlich sehr schwer, aber alles ist möglich.“ Das sieht Arango auch so.

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