Lucien Favre: Punkte sind wichtiger als die Ästhetik

Borussia Mönchengladbach hofft auf Luuk de Jong und die neuerliche Europa-Qualifikation.

Mönchengladbach. Am Dienstag startete Borussia Mönchengladbach nach zwei freien Tagen im Anschluss an die Rückkehr aus dem Trainingslager in Dubai mit der Vorbereitung auf den Start der Rückrunde am Samstag in Hoffenheim.

Für Lucien Favre schien die Welt bis Dienstag in Ordnung. Alle Spieler gingen fit ins Training. Dann verletzte sich Alexander Ring (Bänderdehnung).

Aus dem 30 Millionen Euro teuren Trio, das zum Saisonbeginn kam, erfüllte hingegen allein Alvaro Dominguez in der Innenverteidigung die Erwartungen. Luuk de Jongs langwierige Knieverletzung lässt noch keine endgültige Bewertung zu, die Tendenz jedoch scheint positiv. Der Stürmer ist der Gewinner der Vorbereitung. Ein Tor und zwei Vorlagen im Test gegen Frankfurt sind Nachweis seiner Qualität.

Granit Xhaka hingegen läuft dem geforderten Niveau der Liga noch hinterher. Die ausgeliehenen Mittelfeldspieler Ring (Helsinki) und Tolga Cigerci (Wolfsburg) spielen auf Bewährung. Schaffen sie bis zum Sommer den Durchbruch nicht — und das wird nicht ganz einfach — liegt ihr Abschied nahe. Auf dem Transfermarkt aktiv wird Gladbach nur, falls ein Spieler gehen sollte.

Wirkliche Probleme existieren unter Favre nicht. Er meisterte den Klassenerhalt, führte den Klub zurück nach Europa und baut in dieser Spielzeit sein Team ohne die weggebrochenen Säulen Reus, Dante und Neustädter um. Nach mäßigem Start prognostizierte er im Oktober: „Ich bin sicher, dass wir da schnell rauskommen.“ Und lieferte prompt.

Seither verlor Gladbach nur eines von neun Ligaspielen und qualifizierte sich für die K.o.-Phase in der Europa League. Gleichwohl muss Favre nach der Rückkehr de Jongs ins Team die zu erwartetenden Konflikte, bedingt durch den Konkurrenzkampf im Angriff, lösen. Der Holländer und Patrick Herrmann sind Favres Wunschformation im Angriff.

Das wird so bleiben. Nicht gerade zur Freude der dadurch zu Teilzeitkräften degradierten Mike Hanke, Igor de Camargo, Peniel Mlapa und Branimir Hrgota. Jeweils zwei Gegentore in den Test gegen Hamburg (2:2) und Frankfurt (3:2) sind nach Favres Maxime mindestens eines zuviel. Die Abwehr braucht mehr Stabilität.

„Wir sind sehr weit entfernt von dem Fußball, den wir spielen wollen“, urteilte Favre vor dem Jahreswechsel trotz des Aufwärtstrends in der zweiten Saisonhälfte. Gladbach arbeitet Fußball — relativ erfolgreich. Das entspricht jedoch nicht Favres ästhetischem Ideal. Er hat sich arrangiert — statt Schönheit des Spiels nimmt er lieber die Punkte.

Das sichert seinen Job und formt die Zukunft des Klubs. Das von Max Eberl proklamierte Saisonziel ,einstelliger Tabellenplatz’ ist realistisch. Ein Punkt sind es nach oben zum Europa-League-Platz, sechs bis zu Platz 15. Kommt de Jong in der Liga an, ist eine neuerliche Teilnahme an der Europa-League nicht unrealistisch.

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