Max Eberl: Wir haben noch Geld

Gladbachs Sportdirektor über die Konkurrenz im Kader, die Gegner in der Liga — und den Traum von Europa.

Rottach-Egern. Max Eberl ist bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach der Macher im Hintergrund. Der Sportdirektor hat den aktuellen Fohlen-Kader maßgeblich mitgestaltet. Unsere Zeitung sprach mit dem 39-Jährigen im Trainingslager am Tegernsee.

Herr Eberl, das Trainingslager am Tegernsee neigt sich dem Ende zu. Zufrieden?

Max Eberl: Ja. Wir haben ein super Trainingslager absolviert. Nicht nur, weil das Wetter stimmt, sondern weil die Jungs richtig gut gearbeitet haben. Wir haben die Grundlage für eine ereignisreiche Saison geschaffen.

Ist Borussia gut aufgestellt?

Eberl: Wir haben die Transfers gemacht, die wir uns vorgestellt hatten. Wir wussten vergangen Sommer, dass der Aderlass Reus, Dante, Neustädter nicht auf einmal zu kompensieren sein würde. Wir haben das auf zwei Transferperioden aufgeteilt. Wir fühlen uns nun so gut aufgestellt, dass wir wieder an diesen Trend wie vor zwei Jahren anschließen können.

Die Millionen-Einkäufe Max Kruse und Raffael, oder auch ein Christoph Kramer, sind offenbar gut in die Mannschaft integriert.

Eberl: Ja, wir haben einen sauberen Kader. Die Neuen kennen die Bundesliga, sie werden nicht allzu lange brauchen, um reinzukommen.

Könnte Borussia vor Saisonstart auf dem Transfermarkt noch einmal nachlegen?

Eberl: Ja, das wäre möglich. Wir haben das Geld, dass wir handeln können.

Bayern und Dortmund schweben derzeit über den Dingen. Dahinter kommen Clubs wie Leverkusen, Schalke. Kann Borussia zu diesen Verfolgern hinzustoßen?

Eberl: Eine Saison mal — ja. Dies zu bestätigen, ist schwieriger. Wir entwickeln uns gerade, sind wirtschaftlich seit Jahren sehr gut aufgestellt. Wir sind in der Lage, ohne vorher Spieler verkaufen zu müssen, Transfers zu tätigen. Wir haben die Möglichkeit, aktiv zu werden, wenn der Schuh mal drückt. Das haben wir uns geschaffen. Dennoch kann man die vergangenen Jahre und Jahrzehnte nicht einfach vom Tisch wischen. Es gibt Vereine, die immer noch finanziell gesehen mehr Potenzial vorweisen können. Wir wissen aber auch, dass wenn wir diesen Weg weitergehen, wir die Chance haben, uns da oben festzubeißen. Es ist immer möglich, eine Überraschung zu schaffen. Wir wollen das nun aber nachhaltig schaffen und die anderen Klubs einholen.

Es könnte zu Härtefällen in der neuen Spielzeit kommen, teure Spieler sich auf der Bank wiederfinden. Wie geht man damit um?

Eberl: Wir haben drei mögliche Stammkräfte hinzubekommen. Das heißt, es wird Härtefälle geben. Wir sind eine Leistungsgesellschaft. Jeder Spieler hat die Möglichkeit, sich zu zeigen. Wir sind aber auch so breit aufgestellt, dass es nicht automatisch so sein muss, dass die erste Elf, die in Darmstadt oder München aufläuft, dies auch die gesamte Saison über tut.

Borussia hat vor der vergangenen Saison über 30 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Diesmal deutlich weniger. Ist der Druck dadurch geringer geworden?

Eberl: Wir sind damals Vierter geworden, haben Champions-League-Qualifikation gespielt, hatten unglaubliche Transfereinnahmen und -ausgaben. Ist doch klar, dass sich dann die Aufmerksamkeit auf dich richtet. Man hat mit Spannung verfolgt, was da passiert in Gladbach. Für Einige haben wir die Erwartungen nicht erfüllt. Aus unserer Sicht stellt sich das anders dar — wir haben sie mit Platz acht voll erfüllt. Die Mannschaft hat sich gefunden, wir werden noch ein wenig Zeit brauchen, um uns weiterzuentwickeln.

Ihre Spieler reden aber sehr offen über das Ziel Europapokal. Stört sie das?

Eberl: Jeder Profi hat das Recht, seine Ziele zu formulieren. Das ist vollkommen okay. Wir haben gesagt, dass wir uns auf Augenhöhe mit Mannschaften wie Hamburg, Stuttgart, Hannover oder Wolfsburg sehen. Dass wir nicht von Europa sprechen, heißt nicht, dass wir keinen Traum haben. Wir haben alle vergangene Saison das Abenteuer Europa extrem genossen. Alle bei uns haben Blut geleckt. Deswegen haben sich die Spieler auch dieses Ziel gesetzt. Es ist ja auch nicht utopisch, aber es wird eine verdammt komplizierte Geschichte, unter die ersten Sechs zu kommen. Das wissen wir.

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