Ex-Schiedsrichter Dieter Pauly: Mit 70 Jahren auf der Trauminsel

Ex-Schiedsrichter Dieter Pauly genießt seinen Ruhestand.

Ko Samui. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber, ihre Nasenspitzen berührten sich fast: Bedrohlich nahe kamen sich der Mönchengladbacher Schiedsrichter Dieter Pauly und Ex-Nationaltorwart „Toni“ Schumacher an jenem 30. Mai 1981 beim Fußball-Bundesligaspiel des BVB gegen den 1. FC Köln (2:2) im Dortmunder Westfalenstadion. „Der Toni kam nach einer Aktion vor dem Kölner Tor wütend auf mich zugerannt und rief: Wollen Sie nicht mal pfeifen? Ich blieb stur stehen und sagte, er möge in seinen Kasten zurückgehen. Doch vorher zückte ich noch die Gelbe Karte“, erinnert sich Pauly an die Partie, durch die er berühmt wurde. Am Dienstag wird der ehemalige Fifa-Schiedsrichter 70 Jahre alt.

Das „Zwiegespräch“ der beiden Streithähne vor gut 30 Jahren hielt der Fotograf Dieter Wiechmann seiner Zeit im Bild fest. Es wurde zum „Sportfoto des Jahres 1981“ gekürt. Für Dieter Pauly, dessen Karriere als Referee damals gerade erst begonnen hatte, bleibt diese Szene einer von vielen, unvergessenen Momenten in seiner internationalen Laufbahn: Den runden Geburtstag feiert Pauly fernöstlich, dort, wo er sich seit gut einem Jahr niedergelassen hat — auf einer Insel am Golf von Thailand: „Ich lebe jetzt auf Ko Samui und habe, 300 Meter vom Strand entfernt, ein kleines Anwesen gemietet. Mir geht es gut. Mein Vetter und meine Cousine sind hier heimisch geworden.“

Schiedsrichter Pauly galt als Autoritätsperson. Die Spieler hatten Respekt vor dem energischen Hünen von 1,91 Metern Größe. Der frühere Inhaber mehrerer Sportgeschäfte leitete zwischen 1980 und 1990 exakt 100 Bundesligapartien, war dreimal Schiedsrichter des Jahres und arrangierte als erster Unparteiischer sein eigenes Abschiedsspiel (Borussia Mönchengladbach gegen Ajax Amsterdam) auf dem Gladbacher Bökelberg am 21. August 1990.

Bis vor gut einem Jahr war Pauly als DFB-Schiedsrichter-Beobachter unterwegs, dann kam der Bruch. „Nach meiner durch den neuen Vorsitzenden Herbert Fandel veranlassten respektlosen Elimination aus dem Schiedsrichterbereich habe ich einige Zeit gebraucht, um diese Entscheidung zu verarbeiten. Ich war denen wohl zu unbequem.“ Inzwischen hat er das Ende verarbeitet, lebt zufrieden in Thailand und beobachtet wieder intensiver das Fußballgeschehen: „Ich freue mich ungemein darüber, welche Hochachtung man Gladbachs Trainer Lucien Favre entgegenbringt und dass die Borussen so erfolgreich Fußball spielen.“ Im April will sich Dieter Pauly selbst ein Bild davon machen: „Dann bin ich mal wieder in meiner Heimatstadt, und vielleicht schaue ich im Borussia-Park vorbei.“

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