Teddys sind für Flüchtlingskinder tabu

Kuscheltiere dürfen vielerorts nicht mehr angenommen werden. Die Freiwilligen fordern einen Flüchtlingskoordinator.

Teddys sind für Flüchtlingskinder tabu
Foto: Janicki

Immer mehr Gladbacher schließen sich zu kleinen Gruppen zusammen, um sich ehrenamtlich um die vielen Flüchtlinge, die auf verschiedene Einrichtungen in der Stadt verteilt werden, zu kümmern. Inzwischen sind es so viele kleine Organisationen, dass die Helfer selbst kaum noch den Überblick haben. Und genau das wird in einigen Fällen zum Problem. Die Rufe nach einem zentralen Flüchtlingskoordinator werden immer lauter.

Giesela Hassels von der Facebookgruppe „Mönchengladbacher helfen“ zum Beispiel klagt über die unterschiedlichen Vorgaben, die ihrem Spendenlager gemacht werden. „Wir dürfen seit einigen Wochen keine Kuscheltiere mehr annehmen — aus Hygienegründen“, sagt sie. Puppen dagegen seien nach wie vor erlaubt. „Obwohl sich darin auch Bakterien festsetzen können“, meint Hassels. Dabei gehört das Spendenlager in Dorthausen zu einer der größten Sammelstellen in der Umgebung, das sogar Kleidung und Spielsachen nach Brüggen, Wegberg, Erkelenz, Solingen oder Düsseldorf schickt. Und die Helfer sind gut organisiert: „Wir bekommen viel Neuware und nehmen nur das an, was gerade dringend gebraucht wird“, sagt Giesela Hassels. Winterkleidung ist im Moment sehr gefragt. Und Kuscheltiere. „Alle Kinder lieben sie“, sagt Hassels.

Solch eine Vorgabe habe es von Seiten der Stadt nie gegeben, entgegnet Sprecher Dirk Rütten. „Das Deutsche Rote Kreuz als städtische Ausgabestelle nimmt noch Kuscheltiere an“, so Rütten.

Das Spendenlager in Dorthausen beliefert unter anderem die Kleiderkammer in Neuwerk. Dort kümmert sich Martina Gehler um die Flüchtlinge. Sie ist gespalten, was das Teddy-Verbot angeht. „Wir können keine Riesen-Kuscheltiere an die Kinder ausgeben, denn die Familien dürfen nur einen Koffer mitnehmen, wenn sie von der Erstaufnahmestelle in eine neue Unterkunft kommen“, sagt sie. Und was wird zuerst zurückgelassen? „Die Spielsachen natürlich“, sagt Gehler. Auf der anderen Seite dürfte dann auch keine Kleidung mehr angenommen werden — aus hygienischen Gründen. „Zudem macht es immer noch einen Unterschied, ob eine Unterkunft vom Land oder von der Kommune betrieben wird“, sagt die Helferin aus Neuwerk, die selbst einige Vorgaben für die Krahnendonkhalle nicht nachvollziehen kann. „Anfangs waren wir 25 Helfer, jetzt dürfen nur noch vier rein, plus zwei ehrenamtliche Krankenschwestern“, so Gehler. Aus Sicherheitsgründen. Ein gewisser Schutz sei schon gut, sagt die Ehrenamtlerin. In anderen Einrichtungen in Gladbach gebe es eine solche Regelung aber nicht.

Alles eine Frage der Organisation also — das findet zumindest Gisela Hassels, die sich vor allem kürzere Wege wünscht. „Es dauert oft zu lang, bis die Sachen in den Unterkünften angekommen sind“, sagt sie. Manchmal seien die Menschen schon in einer anderen Einrichtung, bevor die Kleider oder Schuhe eintreffen. „Ich würde gerne alle Kleiderspenden an einen Tisch bekommen, damit wir das Ganze mal koordinieren können“, schlägt sie vor und bekommt dabei viel Zuspruch von Martina Gehler. „Das ist eine Super-Idee, da liegt Einiges im Argen.“ Und eben einen zentralen Koordinator, der schon in der Politik für viel Gesprächsstoff sorgte.

„Die Stelle ,Flüchtlingskoordinator/-in’ bei der Stadtverwaltung soll kurzfristig ausgeschrieben und besetzt werden“, verspricht Dirk Rütten. Bis dahin stünden weiterhin die Kollegen des Fachbereichs Soziales und Wohnen bei Fragen zur Verfügung unter Telefonnummer 02161/253260 oder per E-Mail.

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