Theaterball 2012 - Wiener Blut

Mehr als 1000 Gäste wiegten sich die ganze Nacht im Walzer-Rhythmus. Es gab ein buntes Programm aus Tanz und Musik.

Mönchengladbach. Eine Nacht im Dreiviertel-Takt — und noch viel mehr — bot der Theaterball am Samstagabend. Mehr als 1000 Menschen kamen, um Wien als eine Hauptstadt der deutschsprachigen Kultur zu feiern — und die ganze Nacht zu tanzen. Zunächst gab es 45 Minuten Programm mit Melodien aus der Fledermaus von Johann Strauss, die momentan erfolgreich in Rheydt läuft.

Das Ballett zeigte unter großem Applaus ihren Banditen-Galopp. Als Gesangssolisten traten Susanne Seefing, Michael Siemon, Agnes Lipka (als Ersatz für die kurzfristig erkrankte Janet Bartolova) auf. Auch der beliebte Tenor Kairschan Scholdybajew war nach längerer Krankheit wieder dabei, stellte seine Klasse unter Beweis und erntete begeisterten Applaus.

Dann überließ es der Generalintendant Michael Grosse seinem aus Österreich stammenden Kapellmeister Andreas Fellner (als Dirigent), die berühmten Worte zu sprechen: „Alles Walzer“ — und im Nu war der Platz auf der Vorbühne gefüllt mit Paaren, die im Walzerrhythmus ihre Kreise drehten, allen voran der scheidende Generalmusikdirektor Graham Jackson und seine Frau.

Später wurde der Platz der Sinfoniker vom Hartman-Hilter-Swing-Orchestra und Two ’N’ Twins eingenommen. Außer ihnen spielten im Konzertsaal in der ersten Etage die Plüschsinfoniker und im Foyer Petrocelli Pop & Soul. Alle Tanzflächen waren immer angenehm gefüllt, ohne gedrängt voll zu sein — es blieb ausreichend Platz für die Tänzer.

Da konnte man dann auch den Ballett-Choreographen Robert North und seine Partnerin Sheri Cook beim Tango Argentino beobachten und sehen, dass seine ausdrucksstarken Ballette echter Leidenschaft für den Tanz und die Menschen entspringt. Ein abwechslungsreiches Programm sorgte für gute Unterhaltung auch bei den Nicht-Tänzern.

Michael Frowin erinnerte gemeinsam mit Jochen Kilian in seinem Programm „Taubenvergiften für Fortgeschrittene“ an Georg Kreissler, dessen Lieder, deren Melodien so schmelzend und verführerisch walzerselig sind und sich in ihren Texten makaber morbide offenbaren — die dunkle Seite des Wiener Charmes.

Fünf Schauspieler brachten unter dem Motto „Wie schön wäre Wien ohne Wiener“ satirische Wiener Lieder und verblüfften das Publikum wieder mal mit ihrer Wandlungsfähigkeit. Ester Keil in der schulterfreien Robe mit Reifrock hätte augenblicklich jedes Casting für „Sissi“ gewinnen müssen — und heizte in diesem Kostüm in der Mitternachtsshow zu Falcos „Rock me Amadeus“, dem vollen Theatersaal nochmal so richtig ein.

Hier zeigte Felicitas Brest als Hubert von Goisern auch, dass sie sogar jodeln kann. So konnte der Ball denn gut darauf verzichten, dass ihm die Spitzen der Gladbacher Politik ihren Glanz verliehen. Der Oberbürgermeister Norbert Bude und seine Gattin blieben ungewohnt fern, die Vorsitzende des Kulturausschusses, Manuela Luhnen war ebenfalls nicht zugegen. Lediglich Gert Fischer, als Dezernent für Schule, Sport und Kultur hielt dem Theater auch diesmal die Treue.

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