Traum erfüllt auf Madeira

20 Grad im Winter, das schätzt Waltraud Charné. Die Gladbacherin betreibt auf der Blumeninsel eine Tauchschule.

Mönchengladbach. Einfach den Job kündigen, die Koffer packen und ab auf die Blumeninsel Madeira — manche träumen davon, doch Waltraud Charné (57) hat es getan. Die studierte Bekleidungs-Ingenieurin aus Mönchengladbach betreibt seit 1996 mit ihrem Ehemann Detlef eine eigene Tauchschule auf der portugiesischen Atlantikinsel. „Madeira ist toll“, schwärmt Waltraud Charné. „Denn im Winter sind hier 18 bis 22 Grad Celsius ganz normal. Es gibt kaum Mücken, und man ist nur vier Flugstunden von Deutschland entfernt.“

Seit 1994 lebt die ehemalige Dekan-Assistentin der Mönchengladbacher Fachhochschule auf Madeira — einem 741 Quadratkilometer großen Inselparadies mit 1862 Meter hohem Gebirge, tropischen Gärten, größeren Eukalyptus- und Lorbeerwäldern, aber auch spektakulären Schluchten und tosenden Wasserfällen.

„Dass ich hier einmal als Tauchlehrerin arbeiten würde, hätte ich nie gedacht“, gesteht Waltraud Charné vor ihrem 120 Quadratmeter großen Tauchcenter „Tubarao Diving“ am Rande der Inselhauptstadt Funchal.

Die Mönchengladbacherin bietet dort nicht nur komplette Tauchausbildungen vom Schnupperkurs bis zum „Dive Instructor“ an. Sie begleitet ihre Tauchschüler auch mehrmals täglich in das warme Küstenwasser Madeiras, um ihnen Papageifische, Zackenbarsche, Rochen und Muränen, oder auch Schiffswracks, Grotten und erstarrte Lavaflüsse zu zeigen. „Ich mache jedes Jahr 350 bis 370 Tauchgänge, vor allem im Sommer. Dann habe ich hier eine Sieben-Tage-Woche — ansonsten kämen wir finanziell gar nicht über den Winter“, erzählt die ehemalige Günhovenerin.

Das Tauchen hat sie 1981 beim „Tauchteam Mönchengladbach“ gelernt. Mehr als 13 Jahre sei sie Mitglied in dem Verein an der Abteistraße gewesen, bevor sie 1994 mit ihrem Tauchlehrer und heutigen Ehemann Detlef Charné zwecks Familiengründung und Tauchschuleröffnung nach Madeira auswanderte.

Die beiden wohnen im Ort Sao Goncalo. Ihr weißes Haus mit grünen Fensterläden, Sauna, Swimmingpool und 1400 Quadratmeter großem Tropengarten liegt an der Straße „Rua do Vale das Neves“ — und bietet einen prächtigen Panoramablick auf die südlichen Berghänge Madeiras und die 100 000 Einwohner zählende Hauptstadt Funchal.

„Man lebt hier ein ruhigeres, entspannteres Leben als in Deutschland“, schwärmt die 57-Jährige. Es gebe viel weniger Hektik. Die Menschen seien unkomplizierter und gelassener, hätten immer Zeit für ein Gespräch — und die Eingewöhnung auf Madeira sei ihr dank guter Portugiesischkenntnisse sehr leicht gefallen.

Heimweh kenne sie bislang nicht, aber ihre Mönchengladbacher Freunde Klaus und Heidi Adolph vermisse sie manchmal schon. Auch Schwarzbrot, Matjes, Leberwurst „und eine schöne Rotwurst“ würden ihr gelegentlich fehlen. „Und wenn ich Kleidung oder Schuhe brauche, gehe ich am Liebsten in die Hindenburgstraße von Mönchengladbach“, gesteht die Auswanderin.

Zweimal jährlich kehre sie für Messe- und Freundschaftsbesuche zurück. „Denn Mönchengladbach hat mir immer sehr gut gefallen“, sagt Waltraud Charné. „Und vielleicht eröffne ich da irgendwann eine Alten-WG mit meinen Freunden.“

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