U3-Betreuung: Streit um korrekte Zahlen

Laut Statistischem Bundesamt hat Gladbach die fünftschlechteste Quote bei den U3-Plätzen in ganz Deutschland. Die Stadt selbst hat einen viel besseren Wert errechnet.

U3-Betreuung: Streit um korrekte Zahlen
Foto: Raupold

Neue Kindergärten, Anbauten, Betriebskindergärten, dazu eine ganze Reihe erfolgreicher Lena-Gruppen: Die Stadt hat mit Hilfe von freien Trägern und Wohlfahrtsverbänden viel für ausreichend Betreuungsplätze für unter Dreijährige getan. Und sie schaffte das Planziel, als am 1. August 2013 der Rechtsanspruch der Eltern auf einen U 3-Platz in Kraft trat: Eine Klagewelle blieb aus. Die Stadt bekam sogar vom NRW-Landesfamilienministerium bei einem Städte-Ranking bescheinigt, bei der Betreuung der Jüngsten überdurchschnittlich gut zu sein.

Und dann dies: Bei einem Vergleich aller 402 Kreise in Deutschland zur Kinderbetreuung bescheinigen das Statistische Landesamt und das Bundesamt für Statistik der Stadt, eher schlecht zu sein: Mit einer U 3-Betreuungsquote von 16,2 Prozent zum Stichtag 1. März 2014 schneidet Gladbach mies ab. Genauer: Die Stadt steht bundesweit an fünftletzter Stelle. Mönchengladbach selbst geht aber von einer Quote von 33,1 Prozent zum Stichtag aus und hatte zu diesem Zeitpunkt 1676 Betreuungsplätze, die fast alle belegt waren. Seitdem rätseln die Verantwortlichen im städtischen Jugendamt, wie die statistischen Ämter zu diesen schlechten Werten kommen. Und müssen sich zudem des Vorwurfs erwehren, bei den Zahlen getrickst zu haben.

Der Knackpunkt liegt vermutlich an ganz anderer Stelle. Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass es die aktuellen Zenzus-Ergebnisse von 2011 nicht verwendet hat, weil die Fortschreibung der Daten aus 2011 zum Jahresende 2013 nicht möglich war. Das bedeutet im Umkehrschluss: Es gilt die Prognose der Volkszählung von 1987. Sie geht aber davon aus, dass in Gladbach zum 1. März 2014 insgesamt 6241 Kinder unter drei Jahren leben — tatsächlich waren es 1000 Kinder weniger, die in der Stadt Anspruch auf einen Betreuungsplatz hatten.

Auch schließt das städtische Jugendamt nicht aus, dass es Defizite bei der Übermittlung der Daten an das Statistische Landesamt gab. Denn jeder Kindergarten muss selbst einen zehnseitigen Fragebogen beantworten. Weil es dabei immer wieder Schwierigkeiten gab, hat die Stadt geprüft, ob sie dies zentralisiert und es für alle Kindergärten macht. Schaffrath: „Wir haben es für einen Kindergarten durchgespielt. Das war aber nicht zu stemmen, so dass wir es gelassen haben.“

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