VHS: Zuwanderer lernen Deutsch

An der VHS lernen Zuwanderer Deutsch — auch mit Hilfe der WZ.

VHS: Zuwanderer lernen Deutsch
Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Safia D. (67), Nurcan K. (45) und Sadia K. (36) werfen einen bunten Würfel, auf dem Personalpronomen stehen. Mit diesen sollen sie dann Sätze mit bestimmten Verben bilden.

„Du darfst fernsehen“, sagt Nurcan. Und bei der nächsten Runde: „Sie dürfen lesen“. Als die Aufgabe gemeistert ist, geht es weiter mit Wörtern mit den Anfangsbuchstaben V und F.

Die Frauen besuchen den Alpha-Integrationskurs der Volkshochschule (VHS). Die Integrationskurse werden für Zuwanderer angeboten, die keine ausreichenden deutschen Sprachkenntnisse haben. Der Alpha-Kurs ist für Teilnehmer gedacht, die zusätzlich das Alphabet nicht beherrschen.

Sadia ist erst vor zwei Jahren aus Pakistan nach Deutschland gekommen. Richtig schwer war es für sie, das deutsche Alphabet zu lernen — schließlich sieht die Schrift anders aus.

Safia ist dagegen schon seit 1976 in Deutschland. Sie hat in ihrer Heimat Marokko nie eine Schule besucht und möchte jetzt, nachdem sie ihre vier Kinder groß gezogen hat, lesen lernen. Sprechen kann sie Deutsch schon sehr gut. „Früher, als die Kinder klein waren, habe ich mich oft mit deutschen Müttern zum Kaffee getroffen“, sagt die 67-Jährige. Das Lesen sei für sie allerdings sehr schwer.

Anders bei Nurcan: Sie kann sehr gut lesen, hat aber Probleme mit der deutschen Grammatik. „Bei ihr ist der ungesteuerte Zweitsprachenerwerb ein Problem“, sagt die Dozentin Jutta Kass. Das bedeutet, dass sie vor 15 Jahren, als sie nach Deutschland gekommen ist, die Sprache nicht systematisch gelernt hat.

Das ändert sich im Kurs von Kass. Und die Dozentin hatte eine besondere Idee: Ihre Schüler sind zwar schon erwachsen, lernen aber eben die deutsche Sprache neu. Daher hat sie beim eigentlichen Grundschul-Projekt der WZ „Klasse! Kids“ mitgemacht.

„Auch wenn wir keine Grundschule sind, gab es keine Probleme. Die Idee, mitzumachen, wurde wohlwollend aufgenommen. Schließlich gehört es zum Alltag dazu, dass man Zeitung liest und sich informiert“, sagt Kass.

Mehrere Wochen lang haben sich die Kursteilnehmer an zwei halben Tagen mit der WZ beschäftigt. Hierbei haben sie zum Beispiel über die Wetterkarten gesprochen oder bei den Anzeigen Sonderangebote herausgesucht. „Wir haben uns auch die Fotos angeguckt und darüber gesprochen“, sagt Safia. „Die Artikel zu lesen, wäre allerdings zu komplex gewesen“, sagt Kass.

Für die Teilnehmer ist der Kurs immens wichtig. „Diese Leute haben sonst keine Chance. Die Sprache ist die Basis für alles, was man machen möchte, sei es Arbeit oder soziale Netze“, sagt Cleopatra Altanis, die Programmbereichsleiterin „Deutsch, Deutsch als Fremdsprache, Integration und Alphabetisierung“ an der VHS. So strebt Nurcan mit ihren erweiterten Deutschkenntnissen einen Job an — ihr Wunschberuf ist Friseurin.

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