Wenn Kinder Eltern werden

Die Gladbacherin Antje Diller-Wolff hat ein Buch über junge Mütter geschrieben.

Mönchengladbach. Heute ist Carola 18 Jahre alt, ihre Tochter Emily ist zwei. Die frühe Schwangerschaft der Solingerin war nicht geplant, ihre Familie wollte eine Abtreibung. Doch Carola bekam das Kind und zog mit Emily in eine Mutter-Kind-Einrichtung.

Carola ist eine von 20 Protagonistinnen in Antje Diller-Wolffs neuem Buch „Teenager-Mütter“. Die in Gladbach geborene Autorin hat junge Mädchen während der Schwangerschaft und danach begleitet und ihre Geschichten zusammengetragen. Zu Wort kommen aber auch Expertinnen, die mit den Müttern beruflich zu tun haben.

Bärbel Braun ist so eine Expertin. Sie arbeitet im Jugendamt und ist stellvertretende Leiterin im Fachbereich Kinder-, Jugend- und Familie in Mönchengladbach. „Unsere Aufgabe ist es, die Situation zu begleiten und die Hilfen für diese Mütter zu koordinieren“, erklärt sie.

Bekommt eine Minderjährige/ ein Baby, erhält das Kind einen gesetzlichen Amtsvormund. Ende Juni 2011 gab es 53 solcher gesetzlichen Vormundschaften in Gladbach. Nicht in der Zahl enthalten sind private Vormundschaften, die von Großeltern oder anderen Angehörigen übernommen werden können.

Bärbel Braun verweist auf „viele Hilfe- und Beratungsmöglichkeiten“, die Teenager-Mütter in Anspruch nehmen können. So gibt es neben Schwangerschafts-, Erziehungs- oder Finanz-Beratung auch die spezielle Möglichkeit, Teenager und ihre Kinder in einer Mutter-Kind-Einrichtung unterzubringen.

Neun Mütter leben in Gladbach zur Zeit in einer solchen Einrichtung. Um alle Hilfen zu koordinieren, steht der Fachbereich mit anderen Bereichen der Stadt und externen Beratungsstellen im Kontakt. Aktiv wird das Stadt-Jugendamt auch, wenn eine Vorsorgeuntersuchung für das Kind nicht wahrgenommen wurde.

Auch Andrea Laufs hat seit vielen Jahren mit Kinder-Müttern zu tun. Sie ist Bereichsleiterin der evangelischen Jugend- und Familienhilfe und zuständig für Gladbach. Sie hat das Gefühl, dass es in den vergangenen Jahren eher mehr junge Mütter gibt. „Das ist nicht weniger geworden. Die Mädchen werden eher noch früher schwanger“, sagt sie.

Wenn Jugendliche Hilfe brauchen, kann die Jugendhilfe verschiedene Angebote machen. So gibt es zum Beispiel das intensiv betreute Wohnen. Hier bekommen Mütter und ihre Kinder eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Pädagogen betreuen die Mädchen im oft stressigen Alltag zwischen Teenager-sein und Mutterpflichten.

„Da geht es oft nicht nur um die Versorgung des Kindes, sondern auch um ganz persönliche Probleme“, erzählt Laufs. Wie gehe ich mit der aktuellen Situation um? Wie führe ich einen Haushalt und wie schaffe ich es, mal Zeit für mich zu haben? Das seien Fragen, die die jungen Mütter beschäftigten.

Die Jugendhilfe versucht aber auch, die Mädchen wieder in die Schule oder eine Ausbildung zu bringen. Laufs hat die Erfahrung gemacht, dass es nicht nur Mädchen gibt, die aus Unwissenheit schwanger werden, sondern auch solche, die sich ein Baby wünschen: „Ein Kind ist bei vielen jungen Frauen mit Hoffnung besetzt und bedeutet für sie einen neuen Lebensinhalt.“

Das kann auch Hannelore Lambertz-Eichhoff, Diplomsozialarbeiterin bei Pro Familia in Gladbach bestätigen. Die jüngste Mutter, die sie in ihrer Karriere bei Pro Familia betreut hat, war 13. Kommt eine schwangere junge Frau zu Pro Familia, kann sie auf ein breites Beratungsprogramm, bestehend aus der Schwangerschaftsberatung sowie der psychologischen und der ärztlichen Beratung, zurückgreifen. „Man kann schon sagen, dass Mädchen aus einem schwächeren sozialen Umfeld das Kind öfter austragen als junge Mütter aus einem reicheren“, sagt die Sozialarbeiterin.

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