Wirtschaft: Millionen für Öko-Strom

Der Versorger NVV setzt vor allem auf weitere Windräder.

Mönchengladbach. Noch werden das Joint Headquarter in Rheindahlen und das Militärgelände in Elmpt von den britischen Streitkräften genutzt. Doch wenn es nach dem Energieversorger NVV AG geht, könnten hier in Zukunft Windräder stehen. „Für beide Bereiche gibt es in der Politik Signale. Entschieden ist aber nichts“, sagt Markus Palic, Geschäftsführer der NEW Re GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der NVV, die für regenerative Energien zuständig ist.

Derzeit überprüfe man die Region nach möglichen Standorten für Windkraft- oder Solaranlagen. Das „Zielgebiet“, wie es Palic nennt, umfasst Gladbach, Teile des Kreises sowie die Stadt Viersen, den Kreis Heinsberg ohne die Stadt Heinsberg sowie Jüchen, Grevenbroich und Korschenbroich.

Zu Projekten, die bereits erfolgreich laufen, gehört die Bürgersolargenossenschaft in Gladbach. Hier seien bereits auf der Hälfte der ausgeguckten Flächen auf städtischen Gebäuden die Photovoltaikanlagen montiert. In Heinsberg gibt es ebenfalls eine Bürgersolargenossenschaft und in Geilenkirchen eine Beteiligung an einem Windpark. In Grevenbroich läuft ein Genehmigungsverfahren für Windräder.

Zur Energiewende des Gesetzgebers gehört die Vorgabe, dass bis 2020 auf dem Markt 35 Prozent aus Quellen, also Wind, Sonne oder Biomasse, stammen. Ansonsten befürchten auch die NVV-Verantwortlichen empfindliche Strafen.

„Bei den erneuerbaren Energien sind nicht die Technik oder die Wirtschaftlichkeit das Problem, sondern die Akzeptanz“, sagt Rainer Hellekes vom NVV-Vorstand, „alle wollen sie, aber keiner will sie vor der Tür haben.“

Während die Biogas-Anlage in Wassenberg läuft, erlebte der Versorger in Wanlo Bürgerproteste und eine für ihn enttäuschende politische Entscheidung. Derzeit läuft für die mit Landwirten gegründete Gesellschaft die Liquidation. Biogas sei nun für Gladbach kein Thema mehr.

„Wegen der schlechten Erfahrung“, sagt Palic, sollen nun 75 Prozent aus Windkraft und 25 aus Solaranlagen kommen. Und zwar in der Region und nicht durch Beteiligung an Parks irgendwo in Deutschland. „Wir wollen ein eigenes unternehmerisches Engagement“, sagtFriedhelm Kirchhartz vom NVV-Vorstand.

Was mögliche Proteste gegen Anlagen angeht, sagt Palic: „Dass, was in Wanlo passiert ist, werden wir zu vermeiden suchen und Konflikte entschärfen. Auch wenn wir kein Patentrezept haben.“

Näher an die Bürger rücken will das Unternehmen auf jeden Fall. Mit Beratungszentren will der aus NVV und Viersener Niederrheinwerken fusionierte Versorger zurück in die Städte. Man will dort beispielsweise diejenigen beraten, die selbst regenerativ „aktiv“ werden wollen, ob mit Pelletheizung oder Photovoltaik-Zellen auf dem Dach.

Im Rahmen der Energiewende und aktuellen „Regulierungsflut“ des Gesetzgebers, wie sie Professor Dr. Jörg Effmann von der Hochschule Niederrhein nennt, soll der Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent sinken. Die Energie-Effizienz-Beratung der Kunden sollten die Versorger aus Effmanns Sicht als Chance für eine Neuorientierung ihrer Arbeit sehen. Denn allein beim Gasabsatz wird es für sie laut Prognosen enorme Einbußen geben.

Dass man mit einer Beratung zum Beispiel für Gebäudesanierung oder Heizung in Konkurrenz zu Handwerkern tritt, sieht Frank Kindervatter vom xxxx-Vorstand als unvermeidbar. „Dieses Spannungsfeld zur Privatwirtschaft müssen wir aushalten.“

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