Zwischen Kitsch und Kunst

Im Schloss Rheydt geht es ab Sonntag um die Sammelleidenschaft der Deutschen.

Mönchengladbach. Natürlich haben gerade Museumsleute Verständnis für Sammler, schließlich sind sie selbst welche - von Berufs wegen. Doch die ersten Zeugnisse dieser Tätigkeit stammen aus einer Zeit, da der Mensch sammelnd sein Überleben sicherte - weil er sich nur so mit Brennholz versorgen konnte, oder Früchten, Pilzen, Nüssen und Kräutern.

Auch auf diesen Zusammenhang weist die Ausstellung "Sammeln - zwischen Kitsch und Kunst" hin, die am Sonntag im Schloss Rheydt eröffnet wird und bis zum 30. Mai im Obergeschoss des Herrenhauses zu sehen ist.

Neben der Tafel mit der entsprechenden Erklärung findet sich ein Weck-Glas mit Obst, das Erinnerungen weckt an die Angst vor schlechten Zeiten. "Wenn Sturm Daisy droht, sind die Supermärkte voll und die Regale leer", nimmt Kuratorin Julia Wallentin Bezug zur Gegenwart.

Sie ist sich sicher: "Das Sammeln ist ein Urtrieb des Menschen", der sich nicht eindämmen lässt. Weder durch den Vorwurf, dass es unnötig sei, noch durch den, dass es Kitsch sei, was man da anhäufe.

Im Wesentlichen ist die Ausstellung vier Privatsammlungen gewidmet. "Eine unserer Mitarbeiterinnen hat uns angesprochen, weil sie ein große Sammlung von Hummelfiguren besitzt", sagt Kuratorin Julia Wallentin. Sie ließ sich davon faszinieren, wie liebevoll Monika Theiss mit den Porzellan-Objekten umging und holte einen Teil davon zur Ausstellung ins Museum.

Schon bei diesen Figuren mag sich manchen die Frage aufdrängen, ob das noch Kunst oder schon Kitsch ist. Ein Blick in die Raritätensammlung von Schloss Rheydt regt zum Nachdenken an: Was ist anders an den Meissner Porzellan-Figuren, die der betuchte Adel zu Repräsentationszwecken sammelte?

Ein anderer Raum ist der Sammlung von Borussen-Objekten von Elmar Kreuels gewidmet. Er besitzt alle Ausgaben des Fohlenechos, aber auch Trikots und eine Meisterschale.

Von einem anonymen Sammler stammen die Objekte rund um den Zeppelin: Die Steiff-Figur eines Luftschiffkapitäns, Modelle, Aluminiumverstrebungen aus einem der Schiffe, Ansichtskarten und Geschirr mit entsprechender Bemalung. Im vierten Raum finden sich Teile einer privaten historischen Kinderbuchsammlung von Friedrich und Freya Stephan-Kühn, die 10 000 Bände umfasst.

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