Arbeitsmarkt: Der Lichtblick heißt Zalando

Die Arbeitslosenquote im Kreis stagniert. Das Unternehmen könnte Abhilfe schaffen.

Rhein-Kreis Neuss. Die Arbeitslosenquote im Kreisgebiet liegt aktuell bei 6,3 Prozent. Das sei landesweit immer noch ein Spitzenwert, betont Sozialdezernent Jürgen Steinmetz im Kreisausschuss, auch wenn die Quote vor einem Jahr zum gleichen Zeitpunkt noch bei 6,0 lag. Diese leichte Eintrübung am Arbeitsmarkt sei vor allem auf die schlechte Witterung im Frühjahr zurückzuführen gewesen, so dass Stellen im Baugewerbe oder Landschaftsbau sowie in der Gastronomie nach Aussagen der Agentur für Arbeit nicht besetzt wurden.

14 503 Männer und Frauen in den Städten im Rhein-Kreis waren im Mai arbeitslos gemeldet, 9641 Personen bezogen Hartz IV. Dass nicht alle sich immer wirklich auch um einen Job bemühen würden, vermutet Landrat Hans-Jürgen Petrauschke: „Für viele ist es nicht mehr normal, zu arbeiten. Es kann auch nicht sein, dass man sich damit zufrieden gibt, Transferleistungen zu erhalten.“

Zielgerichtete Projekte, die Arbeitslosigkeit im Kreis zu bekämpfen, gebe es durchaus, betont Steinmetz. Ein weiterer Ansatz, Verbesserungen herbeizuführen, sei die Schärfung der Bewerberprofile der Arbeitssuchenden, die oftmals nicht mit den Anforderungen offener Stellen harmonieren würden, sagt Steinmetz.

Dass es auch einfach in vielen Bereichen schlichtweg am Bildungsniveau der Bewerber hapere, hat Petrauschke bei der Feuerwehr erfahren: „Der Großteil kann kein Mathe, und der Rest fällt nach der theoretischen bei sportlichen Anforderungen in der praktischen Prüfung durch“, berichtet er überspitzt.

Für einen Lichtblick sorgt aktuell Zalando. Der Online-Versandhändler baut im Regiopark zwischen Jüchen und Mönchengladbach auf 75 000 Quadratmetern ein Logistikzentrum und will mittelfristig 1000 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Agentur für Arbeit in Mönchengladbach wurde mit der Besetzung beauftragt, sogar ein eigenes Projektbüro wurde dafür eröffnet.

„Es läuft bislang sehr gut, auch die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit funktioniert optimal“, sagt Boris Radke, Sprecher des Unternehmens. Dass Gerücht, die offenen Stellen könnten nicht besetzt werden, weist er zurück. „Wir inserieren aktuell natürlich viel, so dass dieser Eindruck entstehen mag. Aber der ist falsch.“

Die Jobs auf der Führungsebene seien quasi besetzt, mit der Rekrutierung der Angestellten in der Logistik — zumeist für Niedrigqualifizierte, dafür aber sozialversicherungspflichtig, mit betrieblicher Altersvorsorge, Tariflohn und einem Zuschuss zum Bus- oder Bahnticket — beginne man erst im nächsten Monat.

„Wir wollen an dem neuen Standort langsam wachsen, nicht von Null auf 100 durchstarten und unsere Leute in einem Trainingscenter auch vernünftig schulen“, erklärt Radke. Was Zalando unter „langsam wachsen“ versteht, zeigt das Beispiel Erfurt: Das Logistikzentrum existiert noch kein Jahr, und inzwischen arbeiten dort bereits 1500 Menschen.

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