1990 Stimmen fehlen zur Bäderrettung

Beim zweiten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt haben 63,5 Prozent für die Sanierung der beiden Hallenbäder gestimmt — trotzdem gab es zu wenig „Ja“-Stimmen.

Dormagen. Schon die vielen leer gebliebenen Plätze im Ratssaal des neuen Rathauses, wohin der städtische IT-Service eingeladen hatte, um die eingehenden Abstimmungsergebnisse live zu präsentieren, zeigten, dass das Interesse der Bürger bei diesem Entscheid weitaus geringer war, als noch vor drei Monaten beim Bürgerentscheid um die „Römer-Therme“.

Das spiegelte auch die Wahlbeteiligung wider: Von den 50 777 wahlberechtigten Dormagenern haben lediglich 8871 ihre Stimme per Briefwahl und in den sieben Wahllokalen abgegeben. Eine magere Quote von knapp 18 Prozent.

Da konnte es die Bürgerinitiative Bad und deren Frontfrau Kerstin Born, die das Begehren auf den Weg gebracht hatten, nur wenig trösten, dass eine Mehrheit von 5627 Wahlberechtigten für den Erhalt und die Sanierung der beiden Hallenbäder gestimmt haben und nur 3235 dagegen.

Entsprechend gedämpft fiel auch die Reaktion im Ratssaal aus, als Wolfgang Zimmer von der IT der Stadt Dormagen kurz nach 19 Uhr verkündete, dass der Bürgerentscheid gescheitert ist. „Natürlich ist die Enttäuschung enorm groß“, sagte Kerstin Born, „vor allem das erschreckend geringe Interesse der Bürger.“ Bis zuletzt hat die Initiative um die Stimmen der Dormagener gekämpft.

Noch am Samstag ließ die IG Bad ein beschalltes Fahrzeug durch alle Stadtteile fahren und zur Wahl aufrufen. Leider umsonst. „Vielleicht war das Thema zu komplex“, mutmaßte Born. Oder es lag am Widerstand der Parteien und des Bürgermeisters, der nicht auf ihrer Seite gestanden hätte. Auf jeden Fall werde die Initiative den Hallenbadneubau genau beobachten, denn für die genannten acht Millionen „ist es einfach nicht zu machen“, so Born.

Für Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann ist das Bürgerbegehren wie erwartet und erhofft ausgegangen. „Die Dormagener Wähler haben eine vernünftige Entscheidung getroffen“, sagte er. So bleibe Dormagen auch weiterhin eine „schwimmerfreundliche“ Stadt.

Als Nächstes müsse nun der Landrat dem Neubau eines Hallenbads zustimmen. Aufgrund der jährlichen Ersparnis von 165 000 Euro Betriebskosten sei das aber ziemlich sicher. Als die „finanzschonendste Lösung“ bezeichnete Kämmerer Kai Uffelmann den Ausgang des Bürgerentscheids.

Nun müsse man in der Plan- und Bauphase darauf achten, dass die Kosten nicht aus dem Ruder liefen. Die einzigen Parteien, die sich im Stadtrat ebenfalls für einen Erhalt der Bäder ausgesprochen haben, waren Ein Herz für Dormagen und das Zentrum.

„Als Partei haben wir uns mehr als angestrengt“, sagte Hans-Joachim Woitzik vom Zentrum. Als neuen Standort für das zu bauende Hallenbad sprach sich Woitzik für Nievenheim aus.

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