Bad-Schließung für CDU beschlossene Sache

Kerstin Born von der Bürgerinitiative BAD vermisst belastbare Zahlen.

Dormagen. Die CDU hat die Schließung des Nievenheimer Hallenbades beschlossen. Sie folgt damit einem bundesweiten Trend, den die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) als gefährlich einstuft — lebensgefährlich, denn die Kapazitäten für Schwimmkurse sinken stetig.

410 Menschen ertranken in Deutschland im vergangenen Jahr, 22 davon waren Kinder unter 15 Jahren. Zwar sind es rückläufige Zahlen (minus 6,4 Prozent gegenüber 2010), die die DLRG in ihrem Jahresbericht präsentiert, doch sieht Präsident Klaus Wilkens großen Anlass zur Sorge. Er kritisiert die fortschreitenden Bäderschließungen der Kommunen. „Allein in den vergangenen vier Jahren wurden 208 Bäder geschlossen, weitere 319 sind von der Schließung bedroht“, sagt Wilkens und legt alarmierende Zahlen vor.

Wer von Bildung rede, müsse auch die Schwimmausbildung einbeziehen, sagt er: „Bäder renovieren und bauen, nicht schließen, muss die Devise der Zukunft lauten“. Laut einer Studie könne die Hälfte aller Viertklässler nicht schwimmen. „Schwimmen lernen ist genau so wichtig wie lesen lernen, und dafür müssen genug Kapazitäten da sein“, betont Jörg Dittmar, DLRG-Sprecher in Dormagen. Lauthals für den Erhalt beider Hallenbäder trommeln die Lebensretter vor Ort dennoch nicht. „Wir stehen dem Ganzen offen gegenüber und wollen an einer gemeinsamen Lösung arbeiten“, sagt Dittmar. Die könne durchaus auch im Vereinsschwimmen parallel zum öffentlichen Betrieb liegen, wenn denn das geplante neue Bad in Dormagen-Mitte mehr Kapazitäten biete als das jetzige.

Dietrich Krueger, Fraktionsvorsitzender der Bürger für Dormagen, sieht in den DLRG-Zahlen einen Anstoß, „endlich mit der Diskussion über ein Bäderkonzept zu beginnen“. Die dürfe allerdings nicht alleine unter fiskalischen Gesichtspunkten geführt werden. „Politik und Verwaltung werden ihrem Förderauftrag für Kinder und Jugendliche nicht gerecht, wenn sie die Schwimmmöglichkeiten weiter verschlechtern“, mahnt Krueger.

Dass der Neubau in Dormagen und damit die Schließung des Nievenheimer Bades kommt, ist für die CDU, stärkste und damit richtungsweisende Fraktion im Stadtrat und der Jamaika-Koalition, beschlossen. „Wir fokussieren uns auf Dormagen als Standort“, sagte CDU-Fraktionschef Wiljo Wimmer. Die Grünen als Koalitionspartner stützen dies.

Kerstin Born, Streiterin für den Bädererhalt, zeigt sich vom Entscheidungsprozess tief enttäuscht. Mit einem runden Tisch wollte die Bürgerinitiative BAD am 5. Juni „die Tür zur Erstellung eines echten Bäderkonzeptes öffnen“ — Vertreter der großen Parteien kamen nicht. Bis heute vermisst Born belastbare Zahlen: „Inhaltlich will man dem Bürger Sand in die Augen streuen. Von einer Sanierung nur eines Bades ist die Rede, obwohl das Vorhaben definitiv einem Neubau entspricht.“

Am 3. Juli bringt Kämmerer Kai Uffelmann das Haushaltssicherungskonzept und damit den finanziellen Rahmen für die nächsten zehn Jahre in den Rat ein. Der dürfte auch richtungsweisend für die Zukunft der Römertherme sein, für deren Fortbestand der Betreiber TSV Bayer jährlich 200 000 Euro von der Stadt einfordert. „Darauf werden wir uns keinesfalls einlassen, ohne dass wir ein Mitspracherecht auch für mögliche Einsparpotenziale bekommen“, stellt Wimmer klar. Sportverband Dormagen und SPD wollen das Freibad hingegen unbedingt erhalten, auch mit städtischer Beteiligung.

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