Deichsanierung: Appell für die große Lösung

Deichgräf Breimann stellt Perspektive für die Deichsanierung in Dormagen vor.

Dormagen. Bis auf den letzten Platz war der Saal Em Höttche besetzt, in der Deichgräf Eduard Breimann, der ehrenamtlich die Aufsicht über den Hochwasserschutz auf Dormagener Stadtgebiet hat, Anwohner, Zwangsmitglieder und einige Lokalpolitiker über die neuesten Entwicklungen zum Thema Deichanlagen informierte.

Weil es bei der Deichsanierung in Stürzelberg zwischen 1997 und 2001 zu Pfusch am Bau gekommen war, wollte Eduard Breimann sowohl die Ergebnisse der Untersuchung des Deichs als auch die neuen Planungen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Unterstützt wurde er von seinem Stellvertreter Gottfried Koch sowie Ulrike Nienhaus und Matthias Börger von der Bezirksregierung Düsseldorf.

Auch nach elf Jahren hat der Deichverband mit den Folgen der damaligen Sanierung zu kämpfen. Weil trotz der Sanierung Schäden am Deich aufgetreten sind, eine vorschriftsmäßige Dokumentation der Bauarbeiten aber entweder nicht aufgezeichnet wurde oder verschollen ist, war der Deichverband gezwungen, eine Sondierung der Deichanlagen und eine Schnellreparatur der hauptsächlich gefährdeten Stellen für 373 000 Euro in Auftrag zu geben.

Ergebnis der Sondierung: Die Sanierung des vier Kilometer langem Deichabschnitts sei fahrlässig erfolgt, es gebe Pfusch am Bau, Materialien und Methodik seien falsch gewesen und die Kontroll- und Aufsichtspflicht verletzt worden, zählte Breimann auf. Verantwortlich dafür wären beteiligte Ingenieur-Büros, die die Verfahren genehmigten, als auch ausführende Firmen.

Einen Lichtblick konnte Breimann geben. Nach sieben Jahren soll das Beweisverfahren gegen die Verantwortlichen bis zum 6. Juli bei Gericht abgeschlossen sein. „Wir werden aber nicht sofort danach ins Regressverfahren eintreten können“, sagte Breimann. Abstimmungen und Diskussionen mit den Streitparteien könnten sich lange hinziehen, erst danach könne es zu einer Verhandlung vor dem Landgericht kommen.

Die im Rahmen der Sondierung durchgeführten Standsicherheitsuntersuchungen anhand des Querschnitts der Erddeiche zwischen Zons und Stürzelberg hat laut Deichgräf ergeben, dass die vorhandene Deichgeometrie und die Deicherhöhung standsicher seien. Die restliche Deichanlage sei mittelfristig standsicher. Da die Mängel jedoch zum Teil erheblich seien, sollte eine neue Sanierung so schnell wie möglich eingeleitet werden.

Einen positiven Aspekt hatte die teure Untersuchung des Deichs dennoch. Der Deichverband verfügt jetzt über eine detaillierte Beschreibung der Deichanlagen und kann jetzt eine neue Sanierung fachlich fundiert planen.

Nachfolgend stellte Breimann den Anwesenden zwei Möglichkeiten der Sanierung vor. Bei der „kleinen“ Lösung würde nur die vier Kilometer lange Teilanlage saniert werden, die Reparatur würde aber nicht bezuschusst. Da auch die Kosten für die Sanierung des restlichen Deichabschnitts dazu kämen, belaufe sich der Betrag insgesamt auf 7,2 Millionen Euro. Breimann sprach sich gegen diese Lösung aus.

Er propagiere die „große“ Lösung, also eine Anpassung der gesamten 13 Kilometer Deichanlage an die heute allgemein anerkannten Regeln der Technik. Das würde etwa 30 Millionen Euro kosten, von denen das Land indes 80 Prozent tragen würde. Der Verband müsste in diesem Fall für die große Lösung 6 Millionen Euro übernehmen. Einige Anwesende fanden Gefallen an der „großen“ Lösung. Sowohl Breimann als auch Nienhaus forderten die Zuhörer auf, sich mit Vorschlägen an den weiteren Plänen für die Sanierung zu beteiligen und dazu auch die Sprechstunden des Deichgräfs zu nutzen.

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