Filme für die Nachwelt erhalten

Kreisarchiv ruft dazu auf, nach historisch relevanten Schätzen im privaten Fundus zu stöbern.

Dormagen. Die Parade beim Schützenfest in den 50er Jahren könnte es sein, eine Sequenz, die die überfluteten Zonser Rheinauen zeigt oder aber bewegte Bilder von den Rübentreckern auf dem Weg zur Zuckerfabrik: Das Archiv im Rhein-Kreis Neuss ruft alle Dormagener auf, private, historisch relevante Filmaufnahmen digitalisieren zu lassen und als Archivalie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Gefragt sind Aufnahmen von Menschen, Stadtansichten, Ereignissen aus den vergangenen Jahrzehnten, „eben alles, was das tägliche Leben wieder sichtbar macht“, erklärt Peter Schmidt von der Jüchener Agentur PS-Media. Er wird die Digitalisierung der hoffentlich zahlreich eingehenden Filmrollen- und -bänder übernehmen — so, wie er es bereits für die Städte Neuss und Grevenbroich getan hat.

„Wir können grundsätzlich jedes Format lesen und wieder aufbereiten“, betont Schmidt. Kreisarchivar Stephen Schröder hofft auf eine ähnlich große Resonanz wie in den Nachbarstädten und ist sicher, den ein oder anderen Schatz aus dem privaten Fundus heben zu können.

In Privathaushalten lagere erfahrungsgemäß viel Material zur kommunalen Geschichte. „Besonders reizvoll sind für uns Aufnahmen, die vor den 80er Jahren entstanden sind, und natürlich interessieren uns auch Vorgänge aus der Zeit, als es noch die Ämter Dormagen, Nievenheim und Zons gab“, sagt Schröder, der im Archiv heute schon bewegte Bilder von der Stadtwerdung oder dem Bau des Gymnasiums beherbergt.

Privatleute können historisch bedeutsame Aufnahmen — „bitte keine Familienfeste, Kaffeekränzchen oder Urlaubsfilme“ — dem Archiv schenken, als Dauerleihgabe dort lagern oder aber nach der Digitalisierung wieder mit nach Hause nehmen. Sie können auf diese Weise zum kollektiven Gedächtnis der Stadt beitragen und gleichzeitig persönliche Erinnerungen konservieren, bevor die Bänder beschädigt werden oder das dazugehörige Abspielgerät ausstirbt.

Dass auch Weltgeschichte im Lokalen stattfindet, zeigt die DVD „Grevenbroich in alten Filmen“, darauf zu sehen die Befreiung der Zwangsarbeiter aus dem Erftwerk am 3. März 1945. Nach dem Aufruf in Neuss „sind wir überrollt worden“, erinnert sich Peter Schmidt. Die Filme der Quirinusstädter reichten für zwei DVDs, deren Erstauflage von 1800 Stück ruckzuck ausverkauft war. Drei Mal füllten sie sogar den großen Kinosaal im UCI-Filmpalast, wo die besten Sequenzen gezeigt wurden. Gleiches ist auch für Dormagen denkbar — wenn sich denn genügend Filme finden.

“Wer interessantes Filmmaterial besitzt, sollte sich schnell beim Archiv im Rhein-Kreis Neuss, Schloßstraße 1, in Dormagen-Zons, 2 02133-53020, melden.

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