Freiwillige Feuerwehr: Nur noch Wehr zweiter Klasse?

Frewillige Feuerwehr lehnt Umbenennung der Hauptamtlichen in Berufsfeuerwehr ab.

Dormagen. In der Dormagener Wehr schlagen die Flammen hoch. Brandursache: Der von Kämmerer Kai Uffelmann im Rahmen des Haushaltungssicherungskonzeptes (HSK) präsentierte Vorschlag, den hauptamtlichen Teil der Freiwilligen Feuerwehr (FW) Dormagen — laut Homepage der FW knapp ein Fünftel der rund 310 Aktiven — in Berufsfeuerwehr umzubenennen. Die Stadt erhofft sich dadurch eine Höherstufung der Feuerwehrklasse in die Riege der Kommunen mit Berufswehren, die, so heißt es aus der Verwaltung, „in der Regel auch eine Beitragsvergünstigung“ bedeutet.

Um 15 000 Euro könnte das Stadtsäckel jährlich entlastet werden, so städtische Berechnungen. An der Zusammenarbeit von Ehren- und Hauptamt ändere sich „im Prinzip nichts“. Das hatte Uffelmann am 3. Juli im Stadtrat betont: „Die freiwilligen Löschzüge bleiben im Rahmen der bestehenden Alarm- und Ausrückeordnung in bewährter Weise in die Einsätze einbezogen. Sie regeln, wie gehabt, selbstständig ihre inneren Angelegenheiten.“

Das sehen die Freiwilligen ganz anders. Sie befürchten, zur Wehr zweiter Klasse degradiert zu werden, und wittern gar persönliche Motive hinter diesem Schritt. In einem nicht namentlich gezeichneten Schreiben der Freiwilligen an alle Ratsmitglieder heißt es: „Bei einer Berufsfeuerwehr spielen die freiwilligen Kräfte nur eine untergeordnete Rolle.“ Sie würden meist lediglich zu Aufräumarbeiten und Brandsicherheitswachen hinzugezogen. Scharf schießen die Brandbekämpfer gegen Sabine Voss, Chefin der Dormagener Wehr. Die Umbenennung diene vor allem dem Ziel, „ihre Macht zu festigen, gar auszubauen“, heißt es. Auch hätte die Maßnahme personelle Konsequenzen zur Folge, die den Sparansatz der Verwaltung konterkarierten. So würde allein durch die Beförderung von Sabine Voss zur Branddirektorin die Hälfte der erhofften Einsparung verbraucht. Voss ist zurzeit im Urlaub, doch Stadtsprecher Harald Schlimgen tritt diesen Vorwürfen entschieden entgegen. „Die Stelle von Frau Voss ist heute schon als Branddirektorin mit der entsprechenden Besoldungsstufe A15 ausgewiesen“, erklärt er.

Insgesamt fürchten die Freiwilligen um ihren Einfluss. Sie beklagen, „dass eine gute und von vielen hochangesehene Freiwillige Feuerwehr unter den Augen der Bevölkerung kaputt gemacht wird“. Stadtkämmerer Kai Uffelmann hält dagegen: „Die Stadtbrandmeisterfunktionen können und sollen weiterhin mit Ehrenamtlern besetzt werden. Das heißt, das Ehrenamt bleibt in der Einsatzleitung nach wie vor in der Führungsebene vertreten.“

Auf politischer Ebene wollen die Bürger für Dormagen (BfD) die vorgeschlagene Umbenennung aus dem HSK ausgliedern, getrennt beraten und die Betroffenen an der Entscheidung beteiligen. BfD-Fraktionschef Dietrich Krueger moniert: „Der Versuch, über die Versicherungsprämie eine Veränderung in der Struktur der Freiwilligen Feuerwehr herbeizuführen, ist durchsichtig und ohne Einbindung der Freiwilligen nicht hinnehmbar.“

Sabine Voss leitet seit 2006 die Berufsfeuerwehr, seit zwei Jahren steht sie nach dem altersbedingten Ausscheiden von Stadtbrandmeister Werner Rieck auch an der Spitze der Freiwilligen Wehr. Schon damals schwelten zwischen Freiwilligen und Berufskollegen Konflikte, Rieck fühlte sich aus dem Amt gemobbt, es gab Kritik am Führungsstil von Sabine Voss (die WZ berichtete).

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