Trainer unterstützen beim Schulschwimmen

Viele Grundschüler können nicht richtig schwimmen. Die Politik will gegensteuern.

Dormagen. Im Frühjahr legte die Rathausverwaltung Zahlen vor, die viele Eltern erschreckten: Zum Teil können 25 bis 50 Prozent der Dormagener Drittklässler nicht schwimmen. Das ging aus einer Erhebung an zwölf Grundschulen hervor. Die Sportpolitiker beauftragten die Verwaltung daraufhin, frei werdende Finanzmittel für die Schwimmförderung einzusetzen. Wahrscheinlich mit Erfolg. Wie Bernd Lewerenz, Leiter des Sportservice, auf Anfrage mitteilte, habe eine externe Schwimmtrainerin den Schwimmunterricht der Erich-Kästner-Grundschule in der Römer-Therme bis zu den Herbstferien unterstützt. Das werde nach den Ferien mit einer anderen Trainerin an Dormagener Grundschulen weitergeführt. „Nach dem Schulhalbjahr ziehen wir Bilanz“, so Lewerenz.

Offiziell wird er im Sportausschuss am 30. Oktober auf Anfrage der CDU berichten, die wissen will, welche konkreten Unterstützungsmaßnahmen bereits realisiert und noch geplant sind. Lewerenz bezeichnet die 7000 Euro, die für die Schwimmförderung bereit gestellt wurden, als eine „gute Summe, um zu unterstützen“. Dabei ist das Geld offenbar nicht die entscheidende Komponente. Eine denkbare Kooperation mit der DLRG, dem TSV Bayer oder der SSG Nievenheim-Delrath scheitert laut Lewerenz daran, dass keine Schwimmtrainer zu den Unterrichtszeiten zur Verfügung stehen, „weil die möglichen Kandidaten tagsüber nicht können“. Bei Honorarkräften sei er mit viel Glück fündig geworden.

Die erschreckenden Zahlen hatten im Frühjahr eine rege Diskussion ausgelöst. Hans-Joachim Woitzik (Zentrum) misstraute der Erhebung und vermutete, dass die Zahl der Nichtschwimmer noch deutlich höher ist. Unklar war für die Sportpolitiker, welches Kriterium für die Schwimmfähigkeit eines Drittklässlers gilt? Ist es das „Seepferdchen“-Abzeichen, für das man eine Strecke von 25 Metern absolvieren muss oder doch eher das Jugendschwimmabzeichen in Bronze, das 200 Meter voraussetzt? Die meisten Experten sind sich einig, dass das „Seepferdchen“ kein Beleg für die Schwimmfähigkeit ist. „Nicht jedes Kind, das das ,Seepferdchen’ hat, kommt in die Schwimm-Gruppe“, sagte Gertrud Müller-Baudrie, Rektorin der St.-Nikolaus-Schule im April.

Noch bevor sie im Mai ein Ratsmandat bekam, kümmerte sich Tina Kühn um dieses Thema. In einem Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft setzte sie sich dafür ein, dass Kinder ein gesetzliches Recht darauf haben, frühzeitig schwimmen zu lernen. Sie regte an, den Schwimmunterricht an den Grundschulen noch verbindlicher zu regeln. Der Lehrplan in NRW sieht vor, dass die Kinder in der Grundschule ein Jahr lang Schwimmunterricht haben müssen, mindestens eine Stunde pro Woche. Kühn, die die Anfrage der CDU im Sportausschuss mitverantwortet, sagte: „Spätestens am Ende des vierten Schuljahres sollten alle Schulkinder eine Grund-Schwimmprüfung ablegen.“ Auch in den Kindergärten könnte dazu eine Empfehlung an die Eltern abgegeben werden.

Den Eltern kommt zwar eine entscheidende Rolle zu, weil sie zunächst einmal dafür verantwortlich sind, dass ihre Kinder schwimmen lernen. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus, wie die Umfrage an den Grundschulen ergab. Zeigt der Einsatz der beiden Schwimmtrainerinnen Erfolg, dann liegt es an den Politikern, in den Haushaltsberatungen entsprechende Gelder für 2015 einzustellen oder diese noch zu erhöhen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort