Verband lässt Deich untersuchen

Beim Hochwasserschutz haben sich erneut Baumängel offenbart.

Dormagen. Der Rheindeich zwischen Zons und der B9 wird in den nächsten drei Monaten auf verdeckte Baumängel untersucht. Als „Sondierung II“ bezeichnet Deichgräf Eduard Breimann die Arbeiten, die am Mittwoch beginnen. Eine Fachfirma wird unter Aufsicht des Horremer Ingenieurbüros Brauer das 4,5 Kilometer lange Teilstück auf seine Beschaffenheit überprüfen.

Die Untersuchung der 425 Meter langen Mauer zwischen dem Stürzelberger Dorfplatz und der Uferstraße, in der sich 2009 Risse offenbart hatten, ist bereits abgeschlossen. Nun besteht begründeter Verdacht, dass die damals Verantwortlichen beim Deichbau zwischen 1997 und 2001 auch an anderen Stellen geschlampt haben.

An der Deichstraße auf Höhe des Heckhofs hat der Deichgräf gravierende Mängel entdeckt. „Die Ankerplatten für den Aufbau der mobilen Wände sind nicht in Ordnung, es wurde kein frostsicherer Beton der geforderten Qualität verbaut.“ Über 90 Betonquader mussten deshalb im Januar während des Hochwassers dort platziert werden, um die Wände zu stützen.

Das betroffene Teilstück des Deiches besteht aus unterschiedlichen Typen. Neben dem Erdwall gibt es mobile Wände, mobile Tore, Mauern und Mauer-Glaswand-Kombinationen. „Bei allen ist aber das Innere, die Qualität der Bautypen, verdeckt. Um sie zu beurteilen, muss man die Anlagen öffnen“, erläutert Breimann.

Für Erddeiche sind bestimmte Erdanteile vorgeschrieben, die jetzt durch Rohrbohrungen ermittelt werden. An anderen Stellen existieren verdeckte Spunddielen, deren Tiefe und Verlauf unbekannt ist, weil sie beim Einbau nicht dokumentiert wurden. Rund 250 000 Euro kostet die Bestandsaufnahme.

„Wir sind heute die Aufräumer und müssen nachholen, was die Verantwortlichen damals versäumt haben“, sagt Eduard Breimann. Bis zum 30. September haben er und Projektleiter Norbert Brauer Zeit, dann muss „Sondierung II“ abgeschlossen sein — am 1. Oktober beginnt die Hochwassersaison.

Am 21. Oktober wird Breimann die Ergebnisse der Bezirksregierung vorlegen. „Die Dokumentation ist Voraussetzung für ein umfassendes Sanierungskonzept“ sagt der Deichgräf. Wie das aussehen und finanziert werden könnte, ist heute noch ungewiss. Breimann: „Wir werden bei den Ministerien für Fördermittel hausieren gehen.“

Sicher scheint jedoch, dass sich die Sanierung über mehrere Jahre hinziehen wird, denn, so erklärt Projektleiter Norbert Brauer: „Uns stehen für die Baumaßnahmen nur sechs Monate pro Jahr zur Verfügung, weil wir während der Hochwasserzeit nicht am Deich arbeiten dürfen.“

Das seit 2005 anhängige Beweissicherungsverfahren läuft indes weiter. Auch die Erkenntnisse der neuen Untersuchungen werden dort einfließen. Ob der damalige Deichgräf Johannes Steffen und die am Bau beteiligten Firmen irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden, weiß heute niemand. Regressansprüche müssten zudem zivilrechtlich eingeklagt werden. Eduard Breimannn jedenfalls will dazu keine Prognose wagen.

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