Drogentote: Statistik kann nicht alles zeigen

Deutlich mehr Menschen sterben an den Folgen des Alkoholismus als an illegalen Drogen.

Drogentote: Statistik kann nicht alles zeigen
Foto: Axel Heimken

Rhein-Kreis Neuss. 51 Menschen sind 2012 im Rhein-Kreis Neuss an den Folgen von Drogenmissbrauch gestorben, das ergibt sich aus einer am Montag veröffentlichten Statistik des Landes. 43 Personen starben durch Alkohol, bei acht Männern und Frauen waren illegale Drogen die Ursache. Insgesamt nahmen die Todesfälle durch Drogenmissbrauch 1,1 Prozent der Todesfälle insgesamt ein — weniger als in den Jahren zuvor (2007: 1,4 %; 2002: 1,9 %).

Die Landesstatistiker werten die Totenscheine aus, somit ist jeder in NRW gemeldete Verstorbene erfasst. Soweit die Statistik.

Deren Schwäche zeigt Dr. Klaus Reinartz, Leitender Arzt der Zentralambulanz am Lukaskrankenhaus, auf. Er ist sicher: Die Zahl von 43 Alkohol-Toten im Kreis „haben wir allein schon in einem Stadtteil in Neuss. 43 Tote kreisweit? Da kann ich nur müde lächeln.“

Nur selten sterben Alkoholabhängige an einer akuten Vergiftung, stattdessen nach Jahren der Sucht an Leberzirrhose, Bauchspeicheldrüsenentzündung oder anderen Erkrankungen, die im Alkoholismus begründet sind. Was dann auf dem Totenschein steht, ist nicht immer „Alkoholismus“. Das Verhältnis der an den Folgen von Alkohol und illegalen Drogen Gestorbenen von etwa 5 zu 1 hält Dr. Reinartz allerdings für plausibel.

Für die Polizei bewegt sich das Thema der illegalen Drogen im Kreis „auf relativ niedrigem, über Jahre gleichbleibendem Niveau“. So drückt es Kriminalhauptkommissar Michael Peters aus. Drogentote stammen demnach zu 90 Prozent aus dem Kreis der Heroinkonsumenten. Deren Zahl aber ist im Vergleich zu einem Zeitraum vor 10, 15 Jahren zurückgegangen. Im Kreisgebiet werden vor allem Marihuana und Haschisch konsumiert und vorwiegend von Kleindealer vertrieben. Die Nutzer kommen aus allen Schichten, „vom Dachdecker bis zum Rechtsanwalt“, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold, der auf die Ergebnisse von Verkehrskontrollen verweist. Das deckt sich dann wieder mit denen, die Alkoholiker sind.

Trotz der Auswirkungen fällt der Blick bei Todesfällen wie Suchterscheinungen vor allem auf die illegalen Drogen. Der Alkohol werde eben nicht als auch tödliche Droge empfunden, sagt Dr. Reinartz. Er weiß es besser.

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